Nissan bringt den Prototypen mit Brennstoffzelle auf den Asphalt.
Nach der ersten Vorstellung vor einigen Wochen (Bericht mit Erklärung der Funktionsweise hier) schickt Nissan seine Bioethanol-Brennstoffzelle nun auf die Straße.
Der neue alternative Antrieb ist in den elektrisch angetriebenen Transporter e-NV200 eingebaut. Der Prototyp wird in Brasilien erprobt. Damit möchte man bestimmt ein bisschen Olympia-Glamour auf die eigene Marke lenken, andererseits hat die Wahl des Landes aber auch logistische Gründe. In Brasilien ist Bioethanol ein weit verbreiteter Kraftstoff für darauf ausgelegte Verbrennungsmotoren. Der hochoktanige Sprit (104 ROZ) wird aus Biomasse (den biologisch abbaubaren Bestandteilen von alltäglichem Abfall) gewonnen.
Im Nissan wandelt die Brennstoffzelle das Bioethanol in Wasserstoff um, womit die Betankung mit reinem Wasserstoff entfällt. Neben der Nutzung des existierenden Bioethanol-Tankstellennetzes in Brasilien hat das den weiteren Vorteil, dass der Wasserstoff nicht aufwändig her- und bereitgestellt werden muss.
Lange Transportwege werden auch vermieden, Bioethanol kann theoretisch in regionalen Müllverwertungsanlagen gewonnen werden. Im Gegensatz dazu schafft der e-NV200 mit Brennstoffzelle durchaus Strecke: Über 600 Kilometer Reichweite gibt Nissan für den Versuchsträger an, bevor der E100-Kraftstoff (reines Bioethanol, bei uns ist Super E5 mit bis zu 5% Bioethanol versetzt, das erfolglose E10 mit bis zu 10%) nachgetankt werden muss.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber die Herkunft des Bioethanols. Wenn es aus anfallenden Abfällen gewonnen wird, ist alles gut. Es darf aber nicht sein, dass weitere Ackerflächen und Ressourcen zum Anbau von Zuckerrohr oder Mais genutzt werden, nur um den Biosprit herzustellen. Steigende Nahrungsmittelpreise und Monokulturen für freie Fahrt müssen vermieden werden.
Dieser Kritik will Nissan ausweichen, indem die Brennstoffzelle neben Bioethanol wohl auch mit Erdgas gefüttert werden kann. Ein spannendes Projekt, dessen weitere Beobachtung sich lohnt.
Eine Frage bleibt: Wie oft muss Nissans Müllschlucker anhalten, um die Überbleibsel seiner Biomasse zu entsorgen?