Daimler steigt größer in die Entwicklung der Brennstoffzelle ein.
Er galt einst als Kraftstoff der Zukunft, wurde dann aber von der fortschreitenden Batterietechnik überholt: der Wasserstoff. Zuerst wurde damit experimentiert, ihn direkt im Motor zu verbrennen, mittlerweile fungiert eine Brennstoffzelle als Energielieferant für Elektromotoren.
Toyota hat den Mirai im Programm, Honda in Japan und Amerika den Clarity. Der Hyundai Nexo ist bereits die zweite Generation eines Brennstoffzellenautos bei den Koreanern. Während Hyundai in Deutschland insgesamt übrigens 200 Exemplare des ix35 Fuel Cell verkauft hat – inklusive der 50 Autos im eingestellten Carsharing von Linde in München -, sollen für den Nexo eigenen Angaben zufolge schon 400 feste Bestellungen vorliegen.
Das Tankstellennetz ist weiterhin sehr dünn. Einst genannte Ziele wie das von 100 Tankstellen bis Ende 2018 dürfte verfehlt werden. Bis 2023 sollen es 400 Zapfstellen sein. Dann könnte man auch die Herausforderung einer weniger energieaufwendigen Herstellung von Wasserstoff zum Betrieb von Brennstoffzellen angehen.
Die Nachfrage nach dem Energieträger dürfte aber steigen. Denn plötzlich steigen mehr und mehr Autohersteller parallel zum batteriegespeisten Elektroauto wieder in die Entwicklung der Brennstoffzelle ein. Volkswagen kooperiert über die Konzerntochter Audi mit Hyundai .
Und Daimler will nach dem eher stiefmütterlichen Start mit dem GLC F-Cell mit Brennstoffzelle als Range Extender für den Elektroantrieb, der jetzt in wenigen Exemplaren verleast wird, doch noch im großen Ziel Brennstoffzellen auf die Straße bringen. Das berichtet die „Automobilwoche“ in ihrer Onlineausgabe.
Jochen Hermann, Entwicklungschef für Elektroantriebe bei den Stuttgartern, wird in einem Bericht wie folgt zitiert: „Wir entwickeln ein modulares System für die Brennstoffzelle, um diese in ganz verschiedenen Fahrzeugtypen unseres Konzerns einsetzen zu können.“
Im Jahr 2022 soll die neue Antriebsalternative serienreif sein. Innerhalb des Daimler-Konzerns macht der Einsatz vor allem bei Nutzfahrzeugen Sinn. Ein lokaler Betreiber von Nahverkehrsbussen könnte, vor allem im Überlandverkehr, Brennstoffzellenbusse einsetzen und in Zusammenarbeit mit einem Versorger eine Wasserstofftankstelle in der Nähe des Fahrzeugdepots errichten.
Auch große Lieferdienste und Kurierfirmen hätten mit Transportern und kleinen LKW mit Brennstoffzelle die Möglichkeit, elektrisch unterwegs zu sein und die Fahrzeuge aufgrund kurzer Tankzeiten die Auslastung ihrer Flotten zu maximieren.
Bei PKW dürfte vor allem die weitere Entwicklung bei den Feststoffbatterien, die mehr Reichweite und kürzere Ladezeiten verspricht, dem Wasserstoffantrieb entgegentreten. Auch hier gilt: Der Strom für den Betrieb von Autos muss klimafreundlich produziert werden. Wer heute über die Brennstoffzelle schimpft und gleichzeitig sein Elektroauto mit Kohlestrom lädt, denkt nicht weit genug.