Lamborghini schickt sein Topmodell zur Fitnesskur. Es bleibt beim V12.
Ein Lamborghini ist seit jeher kein Auto für schüchterne Zeitgenossen. Ob Countach, Diablo oder Murcielago und seit 2011 Aventador: vor allem die „größere Baureihe“ der Audi-Tochter ist ein nicht nur motorenseitig lautes Statement. Sechs Jahre nach seinem Debut bekommt der Aventador nun eine Modellpflege verpasst, die ihm auch einen zusätzlichen Konsonanten beschert: Er lässt sich ab sofort mit Lamborghini Aventador S ansprechen.
Und schreit dann zurück: Er behält den 6,5 Liter großen V12-Sauger. Das Kraftwerk im Heck legt um 40 Pferdestärken auf jetzt 740 PS zu. Damit profitiert er also von den Maßnahmen, die das Sondermodell Aventador LP750-4 Supervelocé aus 2015 ausmachten, hier servierten die Techniker 750 PS.
Die Höchstgeschwindigkeit, für einen Sportwagen dieses Kalibers und diesseits des Bugatti Chiron fast nebensächlich, beträgt weiterhin 350 km/h. Das ist schnell genug, genauso die 2,9 Sekunden auf Hundert – in der gleichen Zeit schnalzte auch die 700 PS-Version auf Landstraßentempo. Neu ist die Allradlenkung. Bei niedrigeren Geschwindigkeiten lenken die Hinterräder entgegengesetzt ein, bei höherem Tempo in die gleiche Richtung wie die Kollegen an der Vorderachse. Das erhöht die Spur- und Richtungsstabilität. Zusätzlich wurde das Fahrwerk mit den adaptiven Dämpfern neu abgestimmt.
Vier einstellbare Fahrmodi stehen zur Wahl: Strada (Straße), Sport, Corsa (Rundstrecke) und Ego (nein, nicht Eco, richtig gelesen: Ego). Das klingt brutal, wird aber bei weniger extrovertierten Autobauern schlicht mit „Individual“ bezeichnet.
Am Heck trägt der Aventador S eine neue Abgasanlage zur Schau, die 20% leichter sein soll das bisherige Bauteil. Die drei Endrohre im gemeinsamen Rahmen zeigen den Fakeblenden der Mittelklassekombis gehörig den Stinkefinger. Ansonsten gibt es typische Facelift-Schminke in Form geänderter Kunststoffteile an der Frontschürze und den Seitenschwellern. Hier agiert Lamborghini bei seinem Topmodell ganz weltlich. So wie der Aventador S selber auch: Wie der Vorgänger möchte er mit Zyinderabschaltung und Start/Stopp-Automatik fast schon grün wirken.
Grün wird der Bausparer leider auch, wenn er die Preisliste zu Gesicht bekommt: 335.050,45 Euro kostet der Lamborghini Aventador S (inklusive Mehrwertsteuer, immerhin!), wenn er im Frühjahr 2017 in den Handel kommt. Vielleicht gut angelegtes Geld. In einer Zeit, in der mehr und mehr Mitbewerber auf die Hybridisierung ihrer Sportwagen setzen (Porsche 918 Spyder, Honda NSX) oder gar mit vollelektrischen Konzepten winken (Nio EP9, Vorstellung hier ), könnte der wohl letzte große Lamborghini ohne Batteriepaket ein Sammlerstück werden.