Nikola präsentiert die beiden Brennstoffzellen-LKW One und Two.
Elektroantrieb. Jahrelang hielten auch Experten das für eine Kurzstreckenlösung. Entsprechend windschief wirkten die ersten Elektroautos. Wie ein Jutesack auf Rädern. Erst die schnell voranschreitende Batterietechnik mit hohen Reichweiten machte batteriebetriebene Autos hoffähig.
Bei den Nutzfahrzeugen das gleiche Spiel. Lange Distanzen mit tonnenweise Fracht im Schlepptau, da muss in Diesel her. Denn den kann man regelmäßig tanken, und weiter geht’s. Elektromobilität kann doch hier maximal für Stadtlieferwagen funktionieren, oder?
Keine Sorge, ich möchte AUTONOTIZEN nicht verwässern, (nein, kein Wortspiel wegen dem Wasserstoff) dennoch bleibt ein Blick über den Tellerrand erlaubt: Beschäftigen wir uns heute einmal mit schweren LKW. Und zwar den geplanten Modellen der amerikanischen Nikola Motor Company. Die heißen nicht zufällig so. Nikola war der Vorname eines gewissen Herrn Tesla, man möchte also bei den Nutzfahrzeugen Elon Musks Fußspuren folgen.
Die haben, nach langen Versprechungen, jetzt in der Tat zwei Sattelzugmaschinen vorgestellt. Die Namen: Nikola One und Nikola Two. Der mächtige Nikola One geistert schon einige Zeit durch diverse Medien. Nachdem er zuerst als batterieelektrischer LKW geplant war, hat Nikola Motor seinen Antrieb jetzt auf eine Brennstoffzelle umgestellt. Wenn es nach dem Willen der Erbauer geht, sollen die Trucks also schon bald viel (Wasser-)Dampf über die Highways ablassen.
Der von vielen kritisierte Wasserstoff als Energiespender (keine ideale Umweltbilanz, aufwendige Infrastruktur) könnte sich bei LKW als Alternative zum Diesel etablieren. Schnell Nachtanken anstatt monströse Batterien stundenlang nachladen ist für Transportunternehmer effektiver. Vor allem, wenn es Leasingangebote wie die geplanten Pakete von Nikola gibt.
Gratis Wasserstoff, so wie es auch Honda für seinen Brennstoffzellen-PKW Clarity in Kalifornien anbietet ( den Bericht dazu lest Ihr hier ), kostenlose Wartungen und eine Garantie – alles zusammen für den Zeitraum von sechs Jahren stellt Nikola in Aussicht.
Es scheint fast so, als ob uns Brennstoffzellenfahrzeuge erst mit Flatrate-Angeboten schmackhaft gemacht werden können, wie wir es vom Mobilfunkvertrag gewohnt sind. Statt Smartphone als Endgerät wird hier aber der Treibstoff subventioniert.
Die Reichweise des Nikola One wird mit 1.280 bis 1.920 Kilometern angegeben. Das reicht beim deutschen Autobahn-Tempolimit für schwere LKW von 80 km/h also für 1.000 Kilometer – mehr als ausreichend für zwei Tagesschichten. Geschickt routengeplant reichen dafür die geplanten 400 Wasserstofftankstellen vielleicht aus. 1.000 PS und 2.700 Nm maximales Drehmoment stellt Nikola in Aussicht, angefüttert aus einem 320 kWh großen Batteriepaket.
Neben dem One hat Nikola auch das kleinere Modell Two vorgestellt – zumindest als Bilddatei. Der Kurzhauber folgt optisch direkt den in den USA populären LKW-Baumustern. Im Gegensatz zum One hat er keinen Schlafplatz in der Kabine, technisch ähneln sich beide Modelle aber sehr.
Ein US-weites Servicenetzwerk kann Nikola bereits vorweisen. Man hat die Firma Ryder Systems damit beauftragt. Der Dienstleister kümmert sich mit seinen 800 Stützpunkten auch um die Brennstoffzellen-Trucks.
Was noch fehlt? So etwas Nebensächliches wie eine Fabrik. Aktuell steht Nikola noch mit mehreren US-Bundesstaaten in Verhandlungen. Im ersten Halbjahr 2017 soll der Standort verkündet werden. Dann muss es schnell gehen, denn schon 2020 möchte man die beiden LKW auf die US-Highways schicken.
Was One und Two kosten werden, ist noch nicht bekannt. Reservieren kann man beide Modelle schon für eine vergleichsweise überschaubare Gebühr von 1.500 US-Dollar.
Hier geht es zum Video der One-Präsentation in Salt Lake City: