Die Mittelklasse ist totgeweiht? Mais non! Peugeot bringt mit dem 508 frischen Wind.
Nein, die Mittelklasse ist nicht tot. Das sieht man spätestens an einem beliebigen Wochentag auf der Bundesautobahn. Die ist fast ausschließlich von VW Passat bevölkert, so scheint es. Fakt ist aber: Diesseits der Premium-Phalanx aus Audi A4, BMW 3er und Mercedes C-Klasse teilen sich eben jener VW und der Skoda Superb mit dem Ford Mondeo den Kuchen auf.
Die Konkurrenten wie der Renault Talisman bleiben in der Alternativen-Rolle oder sterben aus, siehe Honda Accord und bald Toyota Avensis.
PSA hat sicherlich auch gezögert, gehadert, beobachtet. Und dann entschlossen, die Flucht nach vorne anzutreten. Citroen verspricht für den kommenden C5-Nachfolger eine Art Neuerfindung der Mittelklasselimousine und auch Peugeot beweist beim neuen 508 einen Schuss Exzentrik.
„Wir wollen den Markt mit einem Angebot aufmischen, das mit den besten mithalten kann“, verspricht Peugeot-Generaldirektor Jean-Philippe Imparato.
Gelingen soll das natürlich auch mit dem optischen Aufritt. Der neue Peugeot 508 ist eine flache Fließhecklimousine mit rahmenlosen Seitenscheiben, bei anderen Herstellern nennen sie so etwas viertüriges Coupé. 4,75 Meter Länge stehen beim neuen Peugeot einer recht geringen Höhe von 1,40 Metern gegenüber.
Flach wirkt auch die Front mit den gegenüber dem Kühlergrill zurückgesetzten Scheinwerfern. Die LED-Lichtleisten sollen wohl Löwenkrallen symbolisieren, wirken aber leider wie von Mitbewerber Renault abgeschaut – auch wenn es ja Bögen sind.
Breitenwirkung auch am Heck mit einer schwarzen Leiste, in die LED-Rückleuchten mit je drei LED-Gruppen eingelassen sind. Der Kofferraum hinter der großen Heckklappe soll 487 Liter fassen. Kein Rekordwert in der Mittelklasse, das überlässt der Peugeot 508 gerne anderen.
Im Innenraum bekommt auch das Mittelklassemodell das markentypische i-Cockpit mit weit oben angeordneten Instrumenten und relativ kleinem Lenkrad.
Das digitale Kombiinstrument hat eine Diagonale von 12,3 Zoll, in der Mittelkonsole thront je nach Ausstattungsvariante ein bis zu 10 Zoll großer Touchscreen-Monitor.
Technisch baut der neue Peugeot 508 auf der konzernweit eingesetzten EMP2-Plattform auf, die auch die Peugeot-Modele 308, 3008 und 5008 trägt, den Citroen C4 Picasso sowie den Opel Grandland X .
Die Benziner-Modelle und die GT-Version kommen serienmäßig mit einer variablen Federungsdämpfung, beim Zweiliter-Diesel wird sie Aufpreis kosten.
Von Opel dürfte die Begeisterung für Sitze mit dem AGR-Siegel (Aktion Gesunder Rücken) in den Konzern geflossen sein, auch der Peugeot 508 wird in der ersten Reihe entsprechend bestuhlt. Optional wird es eine Massagefunktion geben.
Wer dann beim Geld ausgeben ist, dürfte sich auch die Option des Nachsichtassistenten mal durchrechnen. Das gibt es sonst nur in teureren Premiumautos.
Die sonstigen Assistenzsysteme entsprechen dem aktuellen guten Ton, schön dass man Totwinkelassistent, Notbremsfunktion etc. nicht mehr immer durchkauen muss.
Motoren? Hat er natürlich zu bieten, der Peugeot 508.
Es gibt zwei 1,6 Liter große Vierzylinder-Benziner mit 180 PS oder 225 PS. Die stärkere Ausbaustufe ist der GT-Version vorbehalten.
Größer ist das Angebot an Dieseln und SCR-Katalysator: 1,5 Liter groß mit 130 PS oder als Zweiliter mit 160 oder 180 Pferdestärken. Alle Motoren außer dem Basisdiesel kommen serienmäßig mit Achtgang-Automatik. Im Herbst 2019 soll ein Hybrid-Modell die Palette vervollständigen.
Nach der Weltpremiere auf dem Genfer Salon will Peugeot im Oktober mit der Markteinführung des neuen 508 beginnen. Dabei zielt man vor allem auf Gewerbekunden und Dienstwagenfahrer, die nach der Einschätzung Projektmanager Bernard Hesse „zwischen 40 und 45 Jahre alt sind“. Er rechnet mit einem Privatkundenanteil von 35 Prozent.
Preise wird Peugeot kurz vor der Markteinführung kommunizieren, wenn auch die Ausstattungsumfänge der einzelnen Versionen feststehen.