Vorstellung Honda Civic Ach du liebe Güte!

Lieber Honda Civic, was ist nur aus Dir geworden?

Honda zeigt auf der Messe in Paris den neuen Civic. Oder sagen wir besser: Ein Auto, dass Civic heißt. Denn mit der Ursprungsidee der sportlichen, kompakten Japanalternative hat das neue Dingens nicht mehr viel zu tun.

Vorstellung Honda Civic

Es mag an meiner eigenen Vergangenheit liegen. Nicht, dass ich selber je einen Civic besessen hätte. Aber schon als Kind war ich steter Zaungast, als der Nachbar seinen schwarzen Civic (einen der dritten Generation mit kantigem Design und schwarzer Heckklappe) wusch, danach kam ein CRX dazu (unvergessen, natürlich der kultige erste CRX!). Als dann der eigene Führerschein kam, saß ich oft zusammen mit einem Freund in dessen Mutters Civic – immer noch dreitürig, einer der fünften Generation, bei der die Heckklappe geteilt nach oben und unten aufging -, mit dem wir die Automessen des Kontinents abklapperten.

Dann ging es langsam, aber stetig dahin. Civic Nummer acht war zumindest wieder anders, die letzte Version dann doch schon zu groß und trotz aller Extravaganz bieder. Für den Sportgeist konnte nur noch die hochgezüchtete Type R – Variante herhalten.

Vorstellung Honda Civic

Und jetzt das. Die Katze beißt sich in den eigenen Schwanz. Erst schmelzen aufgrund wenig geeigneter Produkte die Marktanteile von Honda in Europa zusammen, dann lohnt sich eine Civic-Entwicklung für unseren Kontinent wegen der geringen Verkaufszahlen nicht mehr. Juhu, wir bekommen, zwar noch immer gebaut in England, den gleichen Civic wie die USA.

Das ist heute ein auf sperrige 4,50 Meter gewachsenes Fließheckauto mit einem Design, dass zumindest ich nicht verstehe. Gar nicht. Kein bisschen.

Die viel zu breite Front mit der viel zu unruhigen Kühlergrill-Kunststoffspangen-Schweinwerfer-Einheit wird nur noch von den überdimensionierten Kühlluftöffnungen im Stoßfänger getoppt. Die haben übrigens auf der Beifahrerseite ein durchgehendes Wabenmuster, gegenüber nur auf halber Fläche. Was war denn da los?

Vorstellung Honda Civic

„Der ganze Vorderwagen wäre gerne Van“ versucht die wilde Motorhaube noch zu rufen, bevor die Rundungen über den Achsen einen Keim Hoffnung gedeihen lassen. Die kurze Magenverstimmung bei der nonchalant eingepassten Blinkleuchte am vorderen Kotflügel lassen wir mal unerwähnt (ups, doch erwähnt).

Am Heck das gleiche Theater mit den angeblichen Luftöffnungen. Dafür gibt’s aber einen schön fetten, zentralen Doppelauspuff.

Wer bei den Endrohren nickend zustimmt und „Type R“ denkt, den holt das Datenblatt mit voller Wucht zurück auf den Boden. Den Auftritt bekommen die regulären Downsizing-Triebwerke: Ein 1,0 Liter Dreizylinder mit 129 PS und ein 1,5 Liter Vierzylinder mit 182 PS. Beide gibt es alternativ zum Sechsgang-Handschalter auch mit einem super sportlichen, stufenlosen CVT-Getriebe. Den aktuellen 1,6 Liter Diesel mit 120 PS wird es vermutlich auch wieder geben.

Vorstellung Honda Civic

Sicherlich werden sie bei Honda auch wieder einen Civic Type R basteln. Wie sehr der dann seine Fratze verziehen muss, um sich nicht nur mit einem riesigen Heckspoiler vom Vollfett-Civic abzuheben, will ich mir jetzt lieber noch nicht vorstellen.

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Hersteller
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