Zu Besuch bei Pininfarina Frisch gestärkt in die Zukunft

Warum eine italienisch-indische Partnerschaft Kindheitserinnerungen weckt.

In meiner Kindheit gab es ein indisches Restaurant im Nachbarort, in das meine Eltern die Familie regelmäßig zum Essen ausführten. Die Besonderheit daran: Neben Butter Chicken, Nan Brot und Tandoori gab es dort auch italienische Küche.

Warum auch immer, aber für kleinere Kinder war die Alternative Pizza Funghi oder Nudeln mit Tomatensoße manchmal ebenso geeignet wie für Freunde oder Bekannte, die bei der Essenswahl bodenständiger waren.

Zu Besuch bei Pininfarina Mahindra Racing Formel E

Mit gefülltem Magen ging es dann also heim und der heranwachsende Autofan blätterte in Prospekten und Zeitschriften. Es waren 80er-Jahre. Die Zeit von Designikonen wie dem Ferrari Testarossa (1984) oder dem Alfa Romeo 164 .

Jetzt kommen wir aber zum Thema. Diese beiden Autos wurden, genauso wie ebenfalls sehr gelungen gestaltete Modelle von Peugeot (205 Cabriolet, 504, 605), Lancia (Thema SW, der erste richtig schicke Nobelkombi) oder auch der klassische Alfa Romeo Spider von den Gestaltern bei Pininfarina entworfen.

Das Designstudio, das auch Ingenieurdienstleistungen bis hin zum Prototypenbau anbot und anbietet, hat gute und schlechte Zeiten hinter sich. Letztere überwogen zuletzt. Im Abwärtsstrudel des Unternehmens kam Hilfe von Indien nach Italien. Mahindra übernahm Pininfarina und rettete das 1930 gegründete Unternehmen. Der indische Autokonzern, dem auch die koreanische Marke SsangYong gehört, ist in Deutschland weitgehend unbekannt. Aktuell gibt es aber schon europäische Importgesellschaften in Italien und Österreich.

Die indisch-italienische Mischung holt zumindest mich jetzt also ein. Denn mit dem Großkonzern Mahindra im Hintergrund hat Pininfarina wieder die Luft, die es zum Atmen braucht. Und stellt erste neue Projekte auf die Räder.

Zu Besuch bei Pininfarina Mahindra Racing Formel E

Für die chinesische Hybrid Kinetic Group zeichnet und entwickelt Pininfarina eine Palette von Elektroautos mit Range Extender. Auch in Paris kann man heute schon in elektrischen Pininfarina-Autos fahren. Das Bluecar, ein Carsharing-Projekt des lokalen Herstellers Bollore, wurde in Turin designt und entwickelt.

2016 zeigte Pininfarina die Studie des H2 Speed, eines Supersportwagens mit Elektromotor, der seine Energie aus einer Brennstoffzelle bezieht.

Zu Besuch bei Pininfarina Mahindra Racing Formel E

Pininfarina-Chef Silvio Pietro Angori verriet die weiteren Pläne mit dem H2: „Statt der ursprünglich geplanten zehn werden wir 12 Autos des H2 Speed bauen und verkaufen. Auf dem Genfer Salon (im März 2018, Anm. d. Red.) geben wir das bekannt.“

Kerngeschäft von Pininfarina bleibt aber die Auftragsarbeit für andere Autokonzerne, nicht nur für künftige Mahindra-Modelle. Um den Namen Pininfarina wieder prominenter in Szene zu setzen, nutzt Mahindra das eigene Formel E-Rennteam.

Die elektrische Formel-Rennserie ist aktuell ein Magnet für Autobauer. Somit werden auch viele Entscheidungsträger bei den Rennen sein und vielleicht auch einmal einen Blick auf die Autos der anderen Teams riskieren. Das Pininfarina-Logo prangt künftig auf dem Formel E-Rennwagen von Mahindra Racing.

Zu Besuch bei Pininfarina Mahindra Racing Formel E

Die Saison 2016/2017 hat Mahindra auf Platz 3 der Teamwertung beendet, Felix Rosenqvist führt aktuell die Fahrerwertung in der laufenden Saison 2017/2018.

Sein Kollege Nick Heidfeld fühlt sich durch den neuen Schriftzug auf dem Arbeitsgerät motiviert: „Es macht mich stolz, dass wir den Namen Pininfarina auf dem Auto haben, das berührt mich auch emotional“, erklärt er im Pressegespräch.

Das Team und die Fahrer müssen natürlich weiter hart für den Erfolg kämpfen. Die Aerodynamik-Expertise von Pininfarina kann für das Formel E-Auto, einem Einheitsfahrzeug für die Rennserie, aktuell auch nicht genutzt werden.

Aber Mahindra nutzt mit der Partnerschaft für die Rennserie natürlich die Möglichkeiten, die junge Konzerntochter wieder ins Gespräch zu bringen. Das lässt Hoffnung aufkommen. Für zukünftige Autos mit dem sicheren Zeichenstrich von Pininfarina.

Bis es soweit ist: Einmal Vegetable Korma bitte, ein Nan-Brot und für die jetzt eigenen Kinder zweimal Pizza!

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad