Mazda CX-60 PHEV Dauertest Licht und Schatten

Über drei Monate und mehr als 4.000 Kilometer war der Mazda CX-60 zu Gast. Was kann das japanische SUV, was nicht so gut?

Man wächst mit seinen Aufgaben. Für die japanische Marke kann man das bildlich verstanden wissen. Im Spätsommer 2022 wurde mit dem CX-60 das bislang größte Modell im europäischen Angebot eingeführt. Der erste Mazda auf einer neuen Plattform, die für Autos mit Hinterrad- und Allradantrieb entwickelt wurde, soll vor allem Kunden anderer Hersteller erobern.

Vor den Reihensechszylinder-Motoren als Diesel (jetzt im Handel) und Skyactiv-X-Benziner (Herbst), wurde der Mazda CX-60 als Plug-in Hybrid eingeführt. 2022 ein probates Mittel, um Leasingnehmer von Firmenwagen anzulocken.

Vom Start weg erfolgreich

Die strömten auch in Scharen zu den Mazda-Händlern, wo schnell lange Lieferzeiten verkündet werden mussten. Der Importeur garantierte eine Zeit lang bei Leasing-Bestellungen auch die bis Ende 2022 geltende Fördersumme, selbst bei einer Auslieferung des Neuwagens im Jahr 2023. Mit 5.410 Neuzulassungen im Jahr 2022 (inklusive Vorführwagen) hat sich der CX-60 sogar bei den Gesamtjahre-Zulassungen schon vor den kompakten Mazda3 (3.234) und auch vor die Mittelklassebaureihe Mazda6 (1.447) geschoben. Wie sehr sich dieser weiter gestaltet, nachdem die Hybrid-Förderung weggefallen ist, bleibt abzuwarten.

Den Mazda CX-60 konnte ich bereits mehrfach erfahren, auch im Vergleich mit dem CX-5 und auch als Diesel . Zeit für mehr: Mehr Alltag mit dem großen Japaner, um herauszufinden, was der Plug-in Hybrid kann und was nicht.

Interieur mit Pflegebedarf

Mazda CX-60 Plug-in Hybrid Takumi Dauer Test Alltag Erfahrung Video Review 2023

Zum Langzeittest trat der CX-60 im optionalen Rhodium White und edler Takumi-Ausstattungslinie an. Nicht ohne Grund, denn immerhin 12 Prozent der Kunden greifen, so der Importeur, zu dieser Variante. Bestseller im Portfolio ist mit der Hälfte aller CX-60-Bestellungen der Homura . Das Basismodell Prime-Line spielt nur eine Nebenrolle, immer gut ein Drittel der Käufer wählt die Exclusive-Line sind arg überschaubar.

Hell wie das Exterieur präsentiert sich der Edel-Japaner auch innen. Als Takumi empfängt der CX-60 mit weißen Nappalederbezügen, Holzeinlagen und Dekoren mit weißem Stoff. Auf dem Armaturenbrett zeigt eine aufwendige Naht detailverbliebte Handwerkskunst. „Takumi“ ist in der japanischen Kultur der Ausdruck für einen (Handwerks-)Meister seines Fachs.

Der Testwagen rollte mit rund 7.000 Kilometern „auf der Uhr“ heran. Schon jetzt zeigten sich an der linken Wange des Fahrersitzes dunkle Verfärbungen im hellen Leder. Ein Fahrzeug aus der Testflotte eines Herstellers wird gewiss von mehreren verschiedenen Fahrern genutzt, im privaten Alltag dürften Erscheinungen wie diese später auftreten. Dennoch gilt hier: Lieber mal auf neue Jeans verzichten und regelmäßige Pflege betreiben.

Immerhin kann man festhalten: Über die gut 4.000 Kilometer dieses Tests hat sich im Innenraum bei normalem (also nicht übervorsichtigem) Umgang mit dem Autos optisch nichts verändert.

Intuitive Bedienung

Mazda CX-60 Plug-in Hybrid Takumi Dauer Test Alltag Erfahrung Video Review 2023

Die Architektur des Cockpits ist von anderen Mazda-Modellen bekannt. Das 12,3 Zoll große Infotainmentdisplay ist eigentlich kein Touchscreen. Die Bedienung erfolgt über einen zentralen, intuitiv steuerbaren Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole. „Eigentlich nicht“? Nur für die Smartphone-Steuerung via Android Auto oder Apple CarPlay kann man - im Stand und während der Fahrt - auch auf dem Display herumdrücken, durch die Aktivierung einer speziellen Funktion im Menü auch während der Fahrt. Das lässt man aber schnell sein. Nicht nur, weil die Oberfläche zur optimalen Ablesbarkeit weit weg ist, sondern auch, weil man die Navigation durch die Menüs mit dem Dreh-Drück-Steller recht schnell intus hat.

Anfassen erwünscht

Mazda CX-60 Plug-in Hybrid Takumi Dauer Test Alltag Erfahrung Video Review 2023

Auch andere Elemente im Cockpit des Mazda CX-60 lassen sich gerne anfassen. Für die Audiolautstärke gibt es einen Drehregler, für die Klimabedienung ein separates Modul mit Tasten und Reglern. Jeder Knopf hat einen genau definierten Druckpunkt. Manches wirkt für unbedarfte Nutzer ungewohnt schwergängig. Schnell erkennt man aber, dass hierdurch jeder Funktion eine Art von Respekt gezollt wird. So, wie man beispielsweise in Japan eine Visitenkarte immer mit zwei Händen überreicht und entgegennimmt.

Weniger Knigge-mäßig gestaltet sich der Wählhebel des Achtgang-Automatikgetriebes. Manchmal setzt die Elektronik Befehle leicht verzögert um. Zudem steht er in der Stufe „D“, also während der Fahrt, schräg. Das wirkt optisch wenig durchdacht.

2,5 Stunden an der Wallbox

Mazda CX-60 Plug-in Hybrid Takumi Dauer Test Alltag Erfahrung Video Review 2023

Seinen 17,8 kWh großen Akku lädt der Mazda CX-60 zweiphasig mit Wechselstrom. Maximal 7,4 kW Ladeleistung gibt der Hersteller an. Und es klappt! An der 11-kW-Wallbox, die viele PHEV-Fahrer wohl zuhause oder am Arbeitsplatz montieren durften, lädt er mit 7,3 kW laut Lade-Log der Wallbox. In rund zweieinhalb Stunden ist der Stromspeicher voll. Unabhängig von der Außentemperatur zeigt er hier eine stabile Leistung, was die Ladepausen zuhause oder am Arbeitsplatz im Alltag sehr gut kalkulierbar macht.

Mit voller Batterie sollen laut WLTP-Norm bis zu 65 Kilometer elektrische Reichweite möglich sein. Die konnten, unabhängig von der Witterung, in den drei Monaten Testzeitraum nie erreicht werden. Bei Minusgraden schafft der über 2,1 Tonnen schwere Hybrid im Stadt- und Pendelverkehr 37 Kilometer. Bei frühlingshaften 20 Grad wird es aber nicht eklatant beser, 44 Kilometer war das Maximum.

Spätestens danach springt der bekannte 2,5 Liter-Vierzylinder-Benziner an. Mit der lautlosen Fahrt ist es dann aber nicht vorbei. Warum? Weil auch der Elektroantrieb im Mazda CX-60 kein Leisetreter ist. Die recht starke Geräuschkulisse beim lokal emissionsfreien Fahren ist ungewohnt und erscheint unnötig. Auch im EV-Modus sind manchmal kleine Schaltrucke zu spüren. Der Elektromotor mit maximal 129 kW (175 PS) steckt im Gehäuse der Achtgang-Automatik und wirkt auf deren Eingangswelle. Je nach Leistungsabruf und aktueller Last wechselt das Getriebe auch beim elektrischen Fahren die Übersetzungen. Das ist manchmal in Form eines unerwarteten Rucks durchs Auto deutlich zu spüren.

Laut und durstig

Mazda CX-60 Plug-in Hybrid Takumi Dauer Test Alltag Erfahrung Video Review 2023

Der Benziner hat bei leerem Akku viel zu schleppen. Das hört man ihm an, wenn die Drehzahlen in höhere Regionen abwandern. So richtig gut passt das nicht zum Premium-Feeling im Innenraum des Mazda CX-60 Takumi. Gelungener wirkt der Hybrid-Modus, der die Arbeit zwischen Verbrenner und E-Maschine verteilt.

Kein Wunder, dass sich die Anstrengungen des Verbrenners auch im Verbrauch widerspiegeln. Knapp über neun Liter auf 100 Kilometer sind es im Hybrid-Modus. Autobahn-Langstrecken lassen den Durst auf rund elf Liter ansteigen. Per Tastendruck kann man den Akku während der Fahrt laden. Das ist aus Sicht der Effizienzbemühungen aber albern, denn damit fließt nochmals deutlich mehr E10 durch die Leitungen.

Arg straffes Fahrwerk

Mazda CX-60 Plug-in Hybrid Takumi Dauer Test Alltag Erfahrung Video Review 2023

Man gewöhnt sich auch nach vielen Stunden im Auto nicht wirklich daran: Die Abstimmung des Fahrwerks ist arg straff geraten. Vor allem bei niedrigen Geschwindigkeiten stolpert der CX-60 harsch über Querfugen und Wurzelaufbrüche. Bei höherem Tempo auf der Landstraße und der Autobahn wird der Federungskomfort deutlich besser. Im Fond vermasselt aber stetige Unruhe von der Hinterachse ein komfortables Reiseerlebnis.

Wärmer wird man mit dem großen Mazda an Rücken und Gesäß. Die dreistufige Sitzheizung spricht schnell an, vorn und hinten gibt es dieses Komfortplus. Auch die Wärmefunktion für das Lenkrad ist direkt bei der Sache. Geheizt wird aber nur der Bereich um die „Viertel-vor-Drei“-Stellung, nicht der gesamte Kranz.

Das kostet der Mazda CX-60

Mazda CX-60 Plug-in Hybrid Takumi Dauer Test Alltag Erfahrung Video Review 2023

Der Mazda CX-60 startet als Plug-in Hybrid bei 47.390 Euro. Ein im Jahr 2022 geschickt kalkulierter Preis. Netto, also ohne Mehrwertsteuer, bliebt das SUV somit knapp unter 40.000 Euro und war voll förderfähig. Heute profitieren immerhin noch Fahrer eines Firmenwagens um halbierten Satz bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils.

Als Takumi steht der Mazda CX-60 für 56.250 Euro in Konfigurator und Preisliste. 20-Zoll-Felgen, ein spezieller Front-Stoßfänger und das noble Interieur sind serienmäßig. Wichtige Optionen wie Matrix-LED-Scheinwerfer, induktives Laden für das Smartphone, BOSE-Soundsystem und adaptive Geschwindigkeitsregelanlage sind auch hier noch in Extra-Paketen zusammengefasst. Zusammen mit der Metalliclackierung und einem Panorama-Glasdach summiert sich der Listenpreis des Testwagens aus 62.900 Euro. Nebenbei bemerkt: Der Allrad-Diesel mit 254 PS, ist 500 Euro teurer.

Fazit

Mazda CX-60 Plug-in Hybrid Takumi Dauer Test Alltag Erfahrung Video Review 2023

Der Mazda CX-60 sorgt mit seinem klaren Design und edler Anmutung für einen gekonnten Auftritt. Das dürfte auch weiterhin viele Kunden von Premiummarken zu den Japanern spülen. Die Fahrwerksabstimmung des Plug-in Hybriden ist jedoch eindeutig zu straff ausgefallen. Etwas besser federn die Diesel-Modelle, wie erste Probefahrten gezeigt haben.

Außerdem stören die Antriebsgeräusche im Elektro-Modus, zudem kommt man auch bei höheren Temperaturen mit der Kraft der Elektronen nur maximal 44 Kilometer weit. Das helle Interieur im teuren CX-60 Takumi ist pflegebedürftig. Tipp: Die Ausstattungslinie Homura trägt schwarze Bezüge.
Wer nicht nur Kurzstrecken fährt und regelmäßig laden kann (und will), ist mit einem CX-60 Diesel besser bedient. Die Selbstzünder wirken weniger zugesschnürt und bieten eine etwas bessere Fahrwerksabstimmung.

Technische Daten

Mazda CX-60 e-Skyactiv PHEV Takumi

Antrieb permanenter Allradantrieb
Hubraum 2.488
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 141 kW / 191 PS bei 6.000 U/min
Max. Drehmoment 261 Nm bei 4.000 U/min
Getriebe Achtgang-Automatik
Elektromotor: Maximale Leistung kW 129 kW (175 PS)
Elektromotor: Maximales Drehmoment 270 Nm bei 400 U/min
Systemleistung: kW / PS 241 kW / 327 PS bei 4.000 U/min, 500 Nm
Batterie 17,8 kWh Lithium-Ionen
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) 7,4 kW (zweiphasig)
Ladeleistung Wechselstrom (AC) im Test 7,3 kW (an 11-kW-Wallbox)
Tankinhalt 50 Liter
Beschleuningung 0-100 km/h 5,8 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit elektrisch 140 km/h
Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
Norm-Verbrauch kWh / 100 km 23 kWh
Norm-Verbrauch auf 100km 1,5 Liter
Verbrauch real auf 100km 9,0 Liter (im Hybrid-Modus)
Reifenmarke und –format des Testwagens Michelin Pilot Alpin 5 SUV 235/50 R20
Leergewicht 2.147 kg
Anhängelast (gebremst) 2.500 kg
Länge / Breite / Höhe 4.745 / 1.890 / 1.680 mm
Grundpreis 56.250 Euro
Testwagenpreis 62.900 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad