Toyota Collection Anschauen, anfassen, anlassen

Ein Besuch der Toyota Collection mit Probefahrt des Corolloa AE86

Es ist, wie so oft, eine Typenfrage. Und eine des Alters. Während viele Menschen bei richtigen Oldtimern und Autos der 1950er und 1960er-Jahre zumindest einen lockeren Unterkiefer bekommen und staunen, blickt der Autor (1977 geboren) dieser Zeilen freudig auf Zeitzeugen der 1980er und 1990er-Jahre zurück. Damals galt Naseplattdrücken im Autohaus bei Händlersausen (als es zu Markteinführungen noch ordentlich Remmidemmi gab) zu Autos wie Opel Kadett E, VW Passat (der Nasenbär) und einigen Japanern.

Der Import asiatischer Autos begann Anfang der 80er Jahre. Einer der ersten Toyota-Händler in Deutschland war Peter Pichert, der später auch eine eigene Sammlung startete. Die wurde nach seinem Tod vom deutschen Importeur übernommen, die Autos in eine ehemalige Tennishalle in Köln überführt. Da wurde jetzt die Tür aufgehalten, zweimal bitten war nicht nötig.

72 Autos stehen thematisch sortiert für die Entdeckungstour bereit. Alle in einem guten Zustand, aber nicht museumsreif aufgestrapst. Sondern ordentlich, meist im Jahreswagenoutfit. Celica und der MR2 der ersten Generation wecken ebenso Erinnerungen an das eigene Lesenlernen mit Prospekten wie der Supra (MA70) von 1987. Auch ein Exemplar der letzten Supra-Baureihe aus dem Jahr 1993 ist vorhanden.

Aus der Nerd-Ecke winken der immer noch herrlich verschrobene Tercel 4WD und der auf nobel getrimmte Kastenwagen namens Model F herüber, davor macht sich ein Erstgenerations-Lexus LS 400 mit einer Million Kilometer auf dem Zähler breit. Natürlich fehlt auch der Prius der ersten Generation nicht, er steht in einer Reihe mit acht Land Cruiser – Geländewagen.

Im noch ziemlich frischen Rot steht ein Toyota Corolla CT Coupé, Modell AE86 aus 1984 herum. Mit montierten Kennzeichen. Und der Schlüssel muss doch auch in irgendeinem Schrank hängen… tut er nicht mehr, denn plötzlich steckt er im Zündschloss des klassischen Stufenheck-Zweitürers, der mit dem Toyota GT86 und dem weitgehend bauglichen Subaru BRZ legitime Nachfolger bekommen hat.

Auf der Spritztour durch den Frühling hängt der 35 Jahre alte Japaner mit seinem 124 PS starken 1,6 Liter-Saugbenziner hellwach am Gas. Die Schaltung ist präzise, die Kupplung hat einen klaren Trennpunkt. Mit nur circa 65.000 Kilometern auf der Uhr präsentiert sich der Corolla frisch und motiviert.

Die Sitze stützen überraschen gut, im geräumigen Innenraum findet man sich schnell zurecht. Vor allem auch deswegen, weil es damals noch nicht so viel einzustellen und zu connecten gab. Fensterkurbeln? Funktionieren auch in 2019 noch intuitiv. Navigation? Man kanns sich auch in dieser Welt noch ziemlich gut merken, wo man herkam und findet wieder zurück.

Am Ende des Tages parkt der AE86 wieder an seinem angestammten Platz in der Toyota-Sammlung und tut so, als ob nichts gewesen wäre. Dabei hat er mit seinem präzisen Hinterradantrieb für herrliche Fahrfreude gesorgt. Vielleicht wird ja wieder einmal die Tür aufgehalten. Vielleicht werden ja noch ein paar Kennzeichen montiert. Ich hätte da so eine Wunschliste…

Technische Daten

Toyota Corolla GT Coupé

Hubraum 1.587 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 91 kW / 124 PS
Max. Drehmoment 145 Nm bei 5.200 U/min
Getriebe Fünfgang-Schaltgetriebe
Beschleuningung 0-100 km/h 8,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 195 km/h
Leergewicht 955 kg
Teile das!
Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad