Premiere des neuen Audi A4 e-tron mit erster Sitzprobe und ausführlichem Video.
Zwei Jahre, nachdem Audi auf dem Genfer Autosalon 2019 mit der Konzeptstudie seines kompakten Elektro-SUV für Aufsehen sorgte, ist der neue Q4 e-tron startklar. AUTONOTIZEN konnte vor einigen Wochen schon erste Testkilometer mit einem Vorserienexemplar sammeln. Jetzt zeigt sich die unbeklebte Serienversion.
Der Q4 Sportback im ersten Check
Der Audi Q4 e-tron tritt in zwei Karosserievarianten an. Neben dem Steilheck-SUV schicken die Ingolstädter mit leichtem Zeitversatz den Q4 Sportback e-tron mit flach abfallender Dachpartie ins Rennen. Gebaut werden beide, gemeinsam mit VW ID.3 und ID.4, in Zwickau. Damit kehr Audi an seine Ursprünge zurück. August Horch hat sein Unternehmen, das später in Audi aufging, 1904 dort gegründet.
Die technische Grundlage für den Audi Q4 e-tron bildet der MEB (Modularer Elektrobaukasten), der konzernweit eingesetzt wird. Mit einer Länge von 4,59 Metern sortiert sich das Elektro-SUV, so wie es die Modellbezeichnung schon vermuten lässt, genau zwischen dem Q3 (4,48 Meter) und dem Q5 (4,68 Meter) ein.
Außen kompakt, innen groß
Die ausführliche Sitzprobe im neuen Modell zeigt aber, dass dies nicht für die Platzverhältnisse im Innenraum gilt. Der kompakte Elektroantrieb sorgt für oberklassigen Freiraum in beiden Sitzreihen. Die Architektur macht es auch möglich, dass die Klimaanlage weiter nach vorne unter die Haube rutscht, das Cockpit somit weniger weit ins Auto hineinragen muss. Lediglich der hohe Innenboden erinnert an die darunter platzierten Batteriemodule.
Je nach Innenausstattung nutzt Audi Bezüge, die aus Kunstleder und Stoff mit einem hohen Anteil an recyceltem PET bestehen. Außerdem kann man Ausführungen aus Mikrofaser und weitere Kunstlederausstattungen wählen. Nappaleder steht auch zur Wahl.
Clevere Flaschenhalter
Ein neues Detail sind die vier Flaschenhalter in den Türen. Sie sind am vorderen Ende der Armlehnen untergebracht. Man muss also während der Fahrt nicht mühsam zwischen dem eigenen Knie, dem Sitz und der Türtasche herumfummeln, sondern kann das Getränk ganz einfach aus der Halterung ziehen und danach wieder ohne langen Augenkontakt dort hineinstellen.
Der flache Dachverlauf des Q4 Sportback e-tron bedingt eine reduzierte Kopffreiheit, was aber nur sehr großen Passagieren negativ auffallen wird. Fahrer und Beifahrer blicken von bequemen Sitzen auf ein modernes, zum Piloten orientiertes Cockpit. Optional wächst das Infotainmentdisplay auf eine Bildschirmdiagonale von 11,6 Zoll. Auch die Instrumente hinter dem Lenkrad, die es in einer Standarddarstellung und zwei optionalen Versionen geben wird, sind digital. Auch das Lenkrad lässt sich konfigurieren. Neben dem Serienvolant und einem unten abgeflachten Modell gibt es als dritte Optionsstufe eine Ausführung, die auch oben abgeflacht ist.
Wer schön sein will, muss sliden?
Wer schön sein will, muss sliden? Das beantwortet Audi nach dem großen e-tron GT auch jetzt mit „nein“. Während VW, Seat und Skoda auf eine weitgehend knopflose Bedienung mit Slider auch für die Temperatureinstellung setzen, trägt der Q4 e-tron ein separates Bedienteil für die Klimaautomatik. Damit lassen sich deren Grundfunktionen und die Sitzheizung intuitiv und damit weitgehend ablenkungsfrei bedienen.
Ein kleines Bedienfeld auf der freischwebenden Mittelkonsole lädt zur Bedienung der Audiofunktionen ein. Auch der aus dem e-tron GT bekannte „Dominostein“ für das Getriebe (den es in ähnliche Form auch im Skoda Enyaq gibt) wurde hier griffgünstig platziert.
Optional wird es für den Audi Q4 e-tron ein Head-up Display mit Augmented-Reality-Funktionen geben. Im virtuellen Format eines 70-Zoll-Bildschirms werden nicht nur Informationen zu Geschwindigkeit und Verkehrszeichenerkennung auf die Windschutzscheibe projiziert. Blaue Pfeile fliegen gefühlt vor dem Auto auf der Straße, um Abbiegeinformationen genau dort anzuzeigen, wo man entlangfahren soll. Auch das Ziel der Routenführung wird punktgenau dargestellt. Die Fahrassistenten zum Halten von Spur und Abstand nutzen das Head-up Display ebenfalls.
Mehr Rechenpower als das Space Shuttle
Damit alle Informationen in Echtzeit beim Auge des Fahrers ankommen, blickt das System stets einige Sekundenbruchteile in die Zukunft, um die Darstellungen aufzubauen. Damit sollen auch mögliche Verwackler, beispielsweise beim Durchfahren eines Schlaglochs, verhindert werden. Nach Angaben von Audi besteht die Software aus 600.000 Zeilen Code – mehr, als im Steuerungssystem des ersten Space Shuttle.
Im Gegensatz zum Fluggerät der NASA braucht der Audi Q4 e-tron keine Rakete zum Start, das erledigt der Elektroantrieb. Drei Varianten stehen zur Wahl.
Alle Motorvarianten im Überblick
Audi Q4 35 e-tron
Ein Elektromotor an der Hinterachse mit maximal 125 kW (170 PS) und 310 Nm Drehmoment
Beschleunigung 0-100 km/h: 9,0 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Batterie: 55 kWh brutto / 52 kWh netto
Reichweite: 341 km (Steilheck) / 349 km (Sportback)
Audi Q4 40 e-tron
Ein Elektromotor an der Hinterachse mit maximal 150 kW (204 PS) und 310 Nm Drehmoment
Beschleunigung 0-100 km/h: 8,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Batterie: 82 kWh brutto / 77 kWh netto
Reichweite: 520 km – den Q4 40 e-tron gibt es nur als Steilheck-SUV.
Audi Q4 50 e-tron quattro
Zwei Elektromotoren (vorne / hinten), Systemleistung 220 kW (299 PS) und 460 Nm Drehmoment
Beschleunigung 0-100 km/h: 6,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Batterie: 82 kWh brutto / 77 kWh netto
Reichweite: 488 km (Steilheck) / 497 km (Sportback)
Alle Versionen haben einen permanenterregten Synchronmotor, der die Hinterachse antreibt. Beim Q4 50 e-tron quattro kommt ein Ansynchronmotor an der Vorderachse hinzu. Die Energierekuperation wird über die Software auch beim Betätigen des Bremspedals aktiviert. Eine stärkere Stufe der lässt sich über die B-Einstellung des Getriebesteinchens aktivieren. Mit aufpreispflichtigen Schaltpaddels kann man zudem noch detaillierter darin herumflippern.
Am Schnelllader kann über den CCS-Anschluss beim Audi Q4 35 e-tron Strom mit einer Leistung von bis zu 100 kW geladen werden. Bei den beiden stärkeren Modellen sind maximal 125 kW möglich. Langsamer geht es mit Wechselstrom: 7,4 kW ist die Ladeleistung beim Einstiegsmodell, ebenfalls überschaubare 11 kW bieten die Modelle 40 und 50. Über die Konzerntochter Elli bietet Audi Tarife für Ökostrom an, mit dem man das Auto „grün“ laden kann. Eine Wärmepumpe, die für mehr Reichweitenstabilität im Winter sorgt, findet man leider nur in der Aufpreisliste.
Preise ab 41.900 Euro
Im Juni kommt der Audi Q4 e-tron auf den Markt, der Sportback folgt ein paar Monate später. Die Preise sollen bei 41.900 Euro für den Q4 35 e-tron beginnen. Der Q4 40 e-tron startet bei 47.500 Euro, das Topmodell Q4 50 e-tron quattro bei 52.900 Euro. Hier ist eine höherwertige Exterieur-Linie mit dem Namen Advanced bereits serienmäßig. Der Sportback-Aufpreis wird bei 2.000 Euro liegen.
Zum Marktstart wird es, das ist bei Audi mittlerweile gelernte Praxis, ein Sondermodell mit dem Namen Edition One geben. Neben einer grauen oder blauen Exklusivlackierung sind hier u.a. das S-Line-Paket, 21-Zoll-Leichtmetallfelgen, und Matrix-LED-Scheinwerfer enthalten. Die Innenausstattung trägt Bezüge mit einem Mix aus Leder und Kunstleder. Der Aufpreis für die Edition One liegt bei 6.195 Euro.