Meinen die das ernst?
Ein normaler Abend im Dezember. Per Email trudelt eine Pressemitteilung von Citroen ein. Angekündigt wird der E-Méhari, ein neues Auto. Ein Elektroauto, das „mit einem Augenzwinkern an den legendären Méhari“ erinnert. Und gleichzeitig so unerwartet, so wenig Massenkompatibel und ganz und gar nicht mit dem Aufwärtsstreben dieser Industrie vereinbar ist.
Meinen die das ernst? Wie gesagt, die Pressemeldung ist aktuell, also nicht vom 1. April. Als Markteinführungszeitraum in Frankreich wird das 1. Halbjahr 2016 erwähnt. Der 1. April liegt bekanntlich auch im 1. Halbjahr. Wird aber nicht benannt. Und so ein angekündigter Aprilscherz macht auch keinen Sinn.
Also durchatmen und zurückdenken. Im Juni hat Bolloré das Modell Bluesummer präsentiert, für das eine Partnerschaft mit PSA Peugeot Citroen verkündet worden war. Das Unternehmen des Französischen Milliardärs Vincent Bolloré hatte vor einigen Jahren die Rechte an Pininfarinas Bluecar erworben und mit den Elektroautos das Pariser Carsharingsystem Autolib aufgezogen.
Jetzt wurden bei einer Flasche Rotwein wohl zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens macht es für Bolloré keinen Sinn, eine eigene Marke zu lancieren, auch nicht, wenn die Fahrzeuge von Händlern der PSA Marken Peugeot und Citroen verkauft werden könnten. Zweitens ist Citroen aktuell auf Rückbesinnungskurs. Während die noblen Modelle künftig als DS eine eigene Premiummarke bilden, sollen unter dem Doppelwinkel wieder eigensinnige und gerne auch schrullige Autos entstehen. Die Zeit der Durchschnittstypen vom Schlage eines C3 oder C4 sind also gezählt, zumal man sich hier mit Peugeot nur gegenseitig Konkurrenz macht.
Der C4 Cactus war und ist ein guter Ansatz, der aber leider auf halbem Weg verhungerte. Zu wenig minimalistisch, um den Gegenpol zu den hochgezüchteten Autos dieser Tage herzustellen, aber gleichzeitig dann auch nicht zu Ende entwickelt.
Jetzt also der E-Méhari. Die Antwort, bei der die Frage egal ist. Ein Citroen, wie er sein soll. Und wie ihn sich niemand außer Citroen getraut hätte.
Fassen wir das mal zusammen. Ein 3,81 Meter langes, 1,87 Meter breites und 1,65 Meter hohes Elektrocabriolet mit dem Mut zum Überrollbügel. Mit einem Design, dass der aktuellen Citroen Formensprache entsprungen ist, dieser aber weiter ins rustikale schiebt. Wunderbar. Da bleibt nicht mal die Limitierung auf vier Karosseriefarben unerwähnt, im Gegenteil. Die vier ausgewählten Färbungen (der Kunststoff ist durchgefärbt, nicht lackiert) haben auch ihren Auftrag: Blau, um dem Alltag zu entfliegen. Orange, um Energie zu tanken. Gelb als belebender Ton und Beige als elegante Alternative. Dazu gibt es das Stoffdach wahlweise in Schwarz oder Rot-Orange und innen wasserdichte Sitzbezüge in Beige oder Rot-Orange.
Nach einer Tour durch egal was kann der E-Méhari also einfach mit dem Gartenschlauch saubergespritzt werden. Erst danach sollte man ihn an das Stromkabel stecken. Bolloré hat den Bluesummer und somit den E-Méhari mit einer Lithium-Metall-Polymer – Batterie entwickelt, die steckt jetzt eben auch im E-Méhari. An der Haushaltssteckdose lädt der Citroen auf. Und lädt. Und lädt. Ganze 13 Stunden lang, an Ladesäulen mit 16A Stromstärke schafft er die Ladung in acht Stunden. Dann sind 200 Kilometer Reichweite drin, gemessen im Stadtverkehr mit seinen vielen Rekuperationsphasen. Als Spitzengeschwindigkeit werden 110 km/h angegeben, der Elektromotor leistet dabei maximal 50 kW.
Technische Daten, die den deutschen Dieselfahrer, der sich maximal vom „Insane“-Modus im Tesla Model S eines besseres belehren lässt, den Kopf schütteln lassen. Die aber wunderbar zu diesem Auto und seiner Bestimmung passen. Der E-Méhari ist perfekt als Mietwagen oder Carsharingmobil an der Cote d' Azur, um mal eben vom Flughafen in Nizza nach Monte Carlo oder Cannes zu fahren und dort an der Croisette ins Nachtleben zu starten. Den Sand spült der Gartenschlauch dann raus.
Ob es denn E-Méhari auch zu uns spült, ist fraglich. Laut Citroen wird aktuell geprüft, ob der E-Mehari auch in Deutschland eingeführt werden kann. Wenn die Zulassungsbestimmungen erfüllt werden, ist noch lange nicht klar, ob wir als Kunde mitspielen.
Eines zumindest ist sicher: Ja, die meinen das ernst! Und das ist gut so! Danke, Citroen! Danke, dass ihr wieder zu Euch findet!