Den billigsten Neuwagen Deutschlands kaufen die meisten Kunden als Top-Verison.
Nennen wir es das Discounter-Syndrom. Wenn der 1,5 Liter Plastikkanister koffeinhaltige Brause im Preis reduziert ist, freut sich der Konsument nicht einfach über gesparte 40%, er kauft gleich zwei oder mehr Flaschen. „Abgabe nur in haushaltsüblichen Mengen“ muss der Einzelhandel daher oft genug an das Regal schreiben.
Als automobiles Discount-Angebot gilt allen voran der Dacia Sandero. Mit einem Grundpreis ab 6.990 Euro für das Basismodell Essentiel mit 73 PS gilt er als billigster Neuwagen in Deutschland. Selbst ein Lada Granta kostet mit 7.010 Euro einen 20er mehr.
Was machen also die Dacia Sandero-Kunden, von denen es bekanntermaßen nicht zu wenige gibt? Sie kaufen – sie Soft Drink – einfach mehr. Zwar nicht einen zweiten Dacia, aber meist das Topmodell Sandero Stepway. 65 Prozent der Sandero-Käufer bestellen laut Dacia diese Ausstattungsversion. Der mit Off Road – Anbauteilen trendgemäß rustikale Top-Sandero kostet ab 9.990 Euro als 90 PS-Benziner, der gleich starke Diesel kostet 11.850 Euro. Wenn die Käufer also das Geld für einen Dacia so locker sitzen haben, schiebt man natürlich gerne noch ein weiteres Modell nach: Als Stepway Celebration hat der Sandero dann noch Einparkhilfe vorne und hinten, (Kunst-)Lederlenkrad und ein Navigationssystem an Bord. Als Diesel mit automatisiertem Schaltgetriebe kostet der teuerste Sandero dann 13.950 Euro. Also fast doppelt so viel wie das karge Basismodell – ganz nach dem Motto „Kauf 1, Zahl 2“.
Eine ähnliche Entwicklung war auch bei früheren Budget-Marken zu erkennen: Skoda, aber auch Hyundai und Kia haben sich Stück für Stück auf Produkt- und Preisseite nach oben gearbeitet und sind mittlerweile etablierte Mainstream-Marken. Sollte Dacia über die nächsten Jahre einen ähnlichen Weg gehen, hat man im Renault-Nissan-Konzern noch Lada in der Hinterhand.