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Das gute deutsche Nobelauto, der Benz. Wie auch die Mitbewerber aus München und Ingolstadt Gradmesser für deutsche Ingenieurskunst und heimische Vorlieben. Wobei letzteres mehr in mehr in Frage gestellt wird, wenn man sich das Design von Autos wie dem BMW X6 ansieht, den immer noch riesigen Q7 ums Eck wuchtet und sämtliche Mercedes-Modelle mit lauter Rundungen fast schon nach einer Rubens-Edition schreien. Und das mit einem guten kaufmännischen Grund.
Denn für unsere Geschmacksnerven werden die Autos schon lange nicht mehr entwickelt. Die paar Zahlen hierzulande wirken zwar lokal betrachtet ordentlich, sind aber nichts im weltweiten Vergleich. Das beweisen auch die aktuellen Zahlen für 2015, die Mercedes-Benz heute veröffentlicht.
Dort freut man sich über 2015 als das absatzstärkste Jahr bisher: 1.871.511 Sternenkreuzer wurden ausgeliefert, gegenüber 2014 bedeutet das ein Plus von 13,4%. Ja liebe Kleinanleger, Tagesgeldsparer oder Goldbarrenhorter – solche Zahlen wirken mittlerweile fremd, nicht wahr?
Wenn man mal in die einzelnen Regionen geht, erfährt man, dass der Asien/Pazifik-Raum über 25% auf 615.325 Autos angewachsen ist. Das ist immerhin schon ein Drittel des ganzen Absatzes der Marke. Da verwundert es auch nicht, dass ein Modell, das nur in China angeboten wird, eine ganze Baureihe pusht. Die auslaufende E-Klasse (nein, die ist nicht undicht, wird aber aktuell abgelöst, Bericht hier) konnte immer noch 232.453 mal weltweit verkauft worden, davon sind 58.286 als Langversion unterwegs, die es nur in China gibt. In der dagegen gar nicht mehr so neuen Welt USA mit Kanada und Mexico waren es am Ende des Jahres 392.843 neue Mercedes.
Auch ein Drittel aller S-Klassen fährt mit blauem Chinesischen Nummernschild vom Händlerhof, während die deutschen lieber kompakter unterwegs sind: Die margenschwachen Modelle der A-, B und CLA-Klasse sind in Deutschland sehr beliebt, knapp 20% der insgesamt 582.531 Kompaktautos blieb bei uns. Beziehungsweise: Wurde aus der Fabrik in Ungarn importiert.
Insgesamt erfolgreichstes Modell nach Absatzmenge ist die C-Klasse mit 443.909 Autos (die fast 600.000 Kompakten teilen sich ja in drei Modellreihen auf).
Wer sich also mal wieder verwundert die Augen reibt, warum ein neues Auto jetzt gerade so oder so aussieht und nicht einem gewohnten Deutschen Stilmuster folgt, der sollte sich die fortschreitende Globalisierung stets in Erinnerung rufen. Auch der Autor selbst, der sich gerne mal kritisch über Autodesign äußert, wie zum Beispiel hier.
