Der neue Range Rover im ersten Check mit Sitzprobe. Was bietet die Neuauflage des Luxus-SUV?
Gibt es ein Königshaus, ein Adelsgeschlecht oder einen Business-Millionärs-Haushalt, in dem kein Range Rover vorhanden ist? Wohl kaum. Das Luxus-SUV gehört zum guten Ton, wehrt Angriffe von der Seite (Bentley Bentayga) ebenso ab wie von oben (Rolls-Royce Cullinan) und wirkt dabei stets stilsicher.
Anfang der 1970er Jahre erdachte man bei Land Rover die Möglichkeit, mit einem Geländewagen in die Luxusklasse vorzustoßen. Seitdem ist viel passiert. Über vier Generationen mit teils langen Bauzeiten überlebte der Range Rover verschiedene Firmeneigentümer. Jetzt rollt die fünfte Generation an den Start. Vorher traf AUTONOTIZEN den edlen Briten zur ersten Sitzprobe.
Erster Check im Video
Auf den ersten Blick haben die Designer das Erscheinungsbild des Range Rover für den Modellwechsel nur sehr behutsam weiterentwickelt. Erst ein direkter Vergleich des Neuen mit seinem Vorgänger offenbart die Unterschiede.
Klare Linien und geschickt eingesetzte Details lassen auch den neuen Range Rover wertig und zeitlos erscheinen. Während die Front dem Vorgänger wie aus dem Gesicht geschnitten scheint, offenbart der Blick aufs Heck ein Aha-Erlebnis. Statt Rückleuchten trägt der Range Rover hier eine komplett schwarze Leiste. Erst wenn Abblend- oder Bremslicht sowie die Blinker betätigt werden, erscheinen sie rot oder orange leuchtend.
Patent auf die Rückleuchten
Das funktioniert mit einer patentierten Technologie. Die LED der Rückleuchten strahlen unter der Leiste in Richtung Karosserie, nicht nach außen. Über Prismen wird das Licht nach außen gespiegelt. Viel Aufwand für einen tollen optischen Effekt.
Weil genug nie genug sein kann, gibt es auch den neuen Range Rover in zwei Radstandsvarianten. Das Grundmodell misst in der Länge 5.052 Millimeter, ist 2.209 Millimeter breit (mit Außenspiegeln) und 1.870 Millimeter hoch. Der Radstand ist mit fast drei Metern (2.997 Millimeter) schon üppig.
Übertrumpft wird er vom „Long Wheelbase“-Range Rover mit einem Abstand von 3.197 Millimetern zwischen den Achsen, die Fahrzeuglänge steigt ebenfalls vom 20 Zentimeter auf 5.252 Millimeter. Der gewonnene Raum kommt voll und ganz dem Fondabteil zugute. Vor allem mit der aufpreispflichtigen „Executive Class“-Sitzanlage in der zweiten Reihe schlägt er sämtliche Luxuslimousinen diesseits von Rolls-Royce Ghost oder Phantom.
Viel Platz im LWB-Modell
Das erste Kennenlernen zeigt: Auf einem der beiden vielfältig einstellbaren Einzelsitze im Fond des langen Range Rover kann man sich bequem ausstrecken. Wem nicht nach einem Nickerchen oder Medienunterhaltung ist, der kann auf dem Touchscreen in der Mittelkonsole herumspielen, um nach und nach die Vielzahl von Fahrzeugfunktionen kennenzulernen.
Mit langem Radstand ist der Range Rover auch als Siebensitzer zu haben, bringt dann eine dritte Sitzreihe im großen Kofferraum mit.
Auch vorne gefällt der Range Rover mit üppigen Platzverhältnissen und bequemen Sesseln. Das Infotainmentsystem, das sich über einen leicht gebogenen Touchscreen bedienen lässt, kennt man beispielsweise aus dem aktuellen
Land Rover Defender
. Pivi Pro nennt Land Rover das System, das sich über oder-the-air-Updates aktualisieren lässt und auch der Sprachassistentin Amazon Alexa ein Zuhause bietet.
Spezielle Filter sorgen dafür, dass Gerüche und Bakterien draußen bleiben. Ganz zeitgemäß weist der Hersteller auch darauf hin, dass sich im Innenraum die mögliche Konzentration von SARS-CoV-2-Viren, die für Covid-19 verantwortlich sind, reduzieren lässt.
Motoren ab 250 PS
Der neue Range Rover nutzt als erstes Modell der Marke die MLA-Flex genannte Architektur. Die Motorenpalette ist fast ausnahmslos elektrifiziert.
Die drei Liter großen Reihensechszylinder-Mildhybride gibt es als Diesel D250 mit 249 PS und 600 Newtonmetern Drehmoment, D300 mit 300 PS (650 Nm) und als D350 mit 350 PS (700 Nm). Der P400 genannte Benziner leistet 400 PS und liefert 550 Newtonmeter Drehmoment.
Stärkster Range Rover ist der P530. Sein 4,4 Liter großer V8 leistet 530 PS (750 Nm) und ist als einzige Version ohne Hybridmodul ausgestattet.
Mit leichtem Zeitversatz starten zwei Plug-in Hybride. Sie kombinieren jeweils einen 105 kW (143 PS) starken Elektromotor mit unterschiedlich ausgelegten Benzinern. Die Systemleistung des Range Rover P440e liegt bei 440 PS (620 Nm), die des P510e bei 510 PS (700 Nm).
Jetzt als PHEV, ab 2024 elektrisch
38,2 kWh Brutto-Speicherkapazität bietet die Lithium-Ionen-Batterie, von denen 31,8 kWh netto nutzbar sind. Nach WLTP-Norm sollen damit bis zu 100 Kilometer elektrische Reichweite möglich sein. Im Alltag sind es, so das Unternehmen, realistische 80 Kilometer. Die Höchstgeschwindigkeit im Elektro-Modus liegt bei 140 km/h.
Über den CCS-Anschluss kann der Range Rover als Plug-in Hybrid Gleichstrom mit bis zu 50 kW laden. An der Wallbox beträgt die Ladeleistung 7,2 kW, hier parkt das Trumm dann rund fünf Stunden. Der neue Range Rover wird noch eine weitere Elektrifizierungs-Eskalation erfahren. Für das Jahr 2024 wurde bei der Weltpremiere eine reine Elektroversion angekündigt.
Permanenter Allradantrieb und ausgeprägte Geländeeigenschaften sind auch bei der fünften Modellgeneration selbstverständlich. Die Wattiefe liegt bei üppigen 900 Millimetern. Ein an die ZF-Achtgangautomatik gekoppeltes, zweistufiges Verteilergetriebe zählt zur Serienausstattung. Auf der Straße soll der Range Rover auch durch die in allen Versionen serienmäßige Allradlenkung wendig und gleichzeitig komfortabel sein.
Bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast (P510e 2,5 Tonnen) sollen dafür sorgen, dass der neue Range Rover auch vor Pferde- oder Bootsanhängern eine gute Figur macht. Zusätzlich zu den Ausstattungslinien SE, HSE und Autobiography wird es auch eine SV-Version der Abteilung von „Special Vehicles“ geben, die sich optisch leicht vom Rest der Palette unterscheidet. Den Range Rover SV wird es al D350, P530 und P510e geben.
Das kostet der Range Rover
Günstig war ein Range Rover noch nie, das gilt auch für die neue Modellgeneration. Sie legt beim Preis noch eine Schippe drauf. Als Range Rover D250 SE kostet das SUV ab 121.200 Euro, der Vorgänger startete mit 300 Diesel-PS und kurzem Radstand zuletzt bei 108.100 Euro.
Ab sofort kann der neue Range Rover bestellt werden, im Frühjahr 2022 sollen die ersten Autos ausgeliefert werden. Die Plug-in Hybride und den Range Rover SV kann man ab Anfang 2022 ordern.