Zweite Überarbeitung für den Volvo XC90: Der Mildhybrid B5 im Fahrbericht mit Video-Review.
Ein Klassiker der Zukunft? Selbst neun Jahre nach der Premiere wirkt die aktuelle Generation des Volvo XC90 noch nicht alt. Im ersten Halbjahr 2024 freut sich die Marke auch beim Oldie-SUV im Programm über wachsense Verkaufszahlen .
Die Popularität des XC90 kommt Volvo, auch angesichts der aktuellen Zurückhaltung der Käufer bei Elektroautos, gerade recht. Trotz der Markteinführung des neuen, elektrischen Volvo EX90 bleibt das etablierte Modell weiterhin in Programm. Ein zweites Facelift sorgt jetzt dafür, das Interesse der Kundschaft zu erhalten.
Neues Blech beim Facelift
Optisch gibt sich der überarbeitete Volvo XC90 mit einer neuen Frontpartie zu erkennen. Die umgestalteten Scheinwerfer haben weiterhin eine Tagfahrlichtsignatur im Stil von „Thors Hammer“, blicken damit jedoch etwas entschlossener nach vorne. Im neuen Stoßfänger sind die seitlichen Lufteinlässe fortan vertikal angeordnet. Breiter und flacher als bisher ist der größere Kühlergrill, der damit für eine deutliche Unterscheidung zum elektrischen EX90 mit geschlossener Maske sorgt. Die Lamellen im Lufteinlass sind nicht mehr hochkant angeordnet, sondern diagonal.
Motorhaube und vordere Kotflügel wurden neugestaltet – Änderungen am Blech, die eine hohe Investition in neue Werkzeuge bei der Produktion mit sich bringen, sind für ein Facelift nicht alltäglich. Dezenter fallen die Änderungen am Heck aus, hier reicht ein neues Innenleben der Leuchten. Dazu kommen frische Felgendesigns und mit „Mulberry Red“ eine neue Lackoption.
Google-Software im Cockpit
Das bekannte Cockpit trägt ein größeres Infotainment-Display mit Touchscreen-Funktion und 11,2 Zoll Bildschirmdiagonale. Die Bedienstruktur und Menüführung entspricht den neueren Modellen EX30 und EX90, Google Automotive stellt das Betriebssystem. Der Google Assistant dient als Sprachsteuerung, Navigationsaufgaben erledigt Google Maps mit Echtzeit-Verkehrsdaten. Über den Play Store lassen sich weitere Apps ins Auto laden. Apple CarPlay ist ab Marktstart an Bord. Außerdem gibt es neue Materialien und eine besser erreichbare Ablage mit induktiver Ladefunktion für ein Smartphone.
Unter der frisch aufgebügelten Motorhaube des Volvo XC90 stehen, wie gewohnt, zwei Alternativen in Form eines Mildhybrid-Benziners und eines Plug-in Hybriden zur Wahl.
Im Video: Volvo XC90 B5 Fahrbericht
Der XC90 B5 hat ein überarbeitetes Miller-Brennverfahren für mehr Effizienz. Der WLTP-Normverbrauch sinkt um das Volumen eines Wasserglases von 8,6 auf 8,4 Liter je 100 Kilometer. Die Leistung des Zweiliter-Vierzylinders bleibt mit 184 kW / 250 PS unverändert. Das Drehmoment steigt um zehn auf 360 Newtonmeter, die im Drehzahlbereich von 2.000 bis 4.500 U/min anliegen. In 7,7 Sekunden geht es aus dem Stand auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist – markentypisch – bei 180 km/h begrenzt.
228 kW / 310 PS leistet der Vierzylinder-Benziner im Volvo XC90 T8 Plug-in Hybrid. Sein Teamkollege ist eine 107 kW (145 PS) starke E-Maschine, die 309 zusätzliche Newtonmeter zu den 410 des Verbrenners beisteuert. Die Speicherkapazität des Akkus bleibt mit 14,7 kWh (netto nutzbar / brutto 18,8 kWh) unverändert. Volvo gibt eine elektrische Reichweite von 72 Kilometern an. Einige Konkurrenten im Segment der Plug-in-Hybride schaffen mittlerweile mehr. Geladen wird theoretisch mit 6,4 kW an einer Wallbox. In Deutschland ist die Leistung einer Phase jedoch bei 4,6 kW begrenzt.
Fahrbericht Volvo XC90 B5
Erste Testfahrten mit dem überarbeiteten Volvo XC90 führen uns durch den Südwesten Schwedens. In der Region um Malmö rollen wir im Mildhybriden B5 über tempolimitierte Autobahnen und Landstraßen, ab und zu durch Kleinstädte und Ortschaften.
Der Testwagen in der höchsten Ausstattungslinie Ultra rollt auf 21-Zoll-Felgen. Keine idealen Bedingungen für das überarbeitete Fahrwerk mit frequenzselektiven Dämpfern. Der große Schwede fährt zwar grundsätzlich komfortbetont, rollt jedoch spürbar straff ab. So ganz passt das nicht zum SUV, das mit bequemen Sitzen, viel Platz und dem entspannt im Hintergrund agierenden Vierzylindern ansonsten alles auf die Komfort-Karte setzt.
Der 250 PS starke Mildhybrid-Benziner bringt den immerhin über zwei Tonnen schweren XC90 ausreichend kräftig voran. Die serienmäßige Achtgang-Automatik hat stets die passende Übersetzung parat, damit man von 360 Newtonmetern Maximal-Drehmoment profitiert. Lediglich beim hohen Ausdrehen, beispielsweise beim Beschleunigen oder Überholvorgängen, wird der Motor hörbar zornig.
Wenn der Fuß des Fahrers weniger schwer auf dem rechten Pedal lastet, ist der Volvo in seinem Element. Als Passagier lümmelst du dich auf den bequemen Sitz, genießt die Ruhe und das skandinavisch-ruhige Ambiente des Interieurs. Die optionale Stoff-Innenausstattung „Navy Herringbone Weave“ im dunklen Blau hat eine angenehme Haptik.
Alles ganz entspannt – bis man am Ende des Testtages auf die Verbrauchsanzeige des Bordcomputers blickt. Rund elf Liter je 100 Kilometer werden angezeigt, inklusive ein paar Rangierfahrten für den Videodreh und Foto-Arbeiten. Trotzdem ist dieser Wert arg weit vom WLTP-Normwert (8,5 bis 9,2 Liter je 100 Kilometer) entfernt. Die große Stirnfläche des SUV und das hohe Gewicht lassen sich also auch mit dem neuen Miller-Cycle-Brennverfahren des Benziners nicht ausradieren.
Die Preise
Die Preise des überarbeiteten Volvo XC90 steigen teilweise, es gibt aber auch Überraschungen in der Preisliste. Los geht es bei 79.890 Euro für den B5 in der Ausstattungslinie Core, der Vorgänger war ab 77.490 Euro zu haben. Mit dem Plus-Paket wird der der Mildhybrid minimal günstiger (82.890 statt 82.900 Euro), ebenso als Ultra: 88.490 statt bisher 88.750 Euro.
Der Plug-in Hybrid T8 erfordert einen tieferen Griff in die Geldbörse. Er startet als Core bei 87.490 Euro (bisher 79.990), als Plus bei 89.990 Euro (bisher 87.790) und als Ultra bei 94.890 Euro (bisher 92.490). Allradantrieb und sieben Sitze sind stets serienmäßig.
Zum Vergleich: Der vollelektrische Volvo EX90 startet bei 83.700 Euro mit 101 kWh großem Akku, dann als Core mit Heckantrieb und 205 kW sowie in Fünfsitzer-Konfiguration.
Fazit
Der Volvo XC90 wird zum Dauerbrenner. Das nach wie vor populäre SUV bekommt ein zweites Facelift. Mit neuer Optik und aktueller Infotainment-Software bleibt der moderne Klassiker frisch und wird als Alternative zum elektrischen EX90 noch einige Jahre im Programm bleiben. Auf den Testfahrten in Schweden zeigt der Volvo XC90 einmal mehr sein entspanntes Wesen, lädt zum gemütlichen Reisen ein. Der B5 genannte Mildhybrid ist aber auch dabei leider nicht sparsam.
Im Video: Volvo in Zahlen
Technische Daten
Volvo XC90 B5 Ultra |
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Antriebsart | Mildhybrid-Benziner |
Antrieb | permanenter Allradantrieb |
Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 1.969 |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 184 kW / 250 PS bei 5.400 - 5.700 U/min |
Max. Drehmoment | 360 Nm bei 2.000 - 4.500 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Tankinhalt | 71 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 7,7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 8,5 - 9,2 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 11,1 Liter (lt. Bordcomputer) |
Kofferraumvolumen | 302 - 1.856 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Michelin Pilot Alpin 5 SUV 275/40 R21 |
Leergewicht | 2.080 kg |
Anhängelast (gebremst) | 2.400 kg |
Stützlast | 110 kg |
Dachlast | 100 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.953 / 1.923 / 1.771 mm |