Eine Ausfahrt im Genesis G80. Mit an Bord: Designchef Luc Donckerwolke.
Entspannt gleitet die im edlen „Cardiff Green“ lackierte Limousine durch den Ort. Nicht nur an roten Ampeln zieht sie die Blicke anderer Autofahrer und von Passanten auf sich. Das liegt zum einen an der unbekannten Marke, zum anderen am in sich stimmigen Design.
Es ruht in sich, die die Atmosphäre im Innenraum. Gute Dämmung und ein System zur Geräuschunterdrückung sorgen für Ruhe im Genesis G80. Der 2,5 Liter große Vierzylinder-Benziner mit 304 PS ist ebenso wenig zu hören die Abrollgeräusche der Reifen.
Ausfahrt im Genesis G80
Eilig haben wir es bei dieser Ausfahrt nicht, über Geschwindigkeit wird aber im Auto gesprochen. Es geht um den Nachdruck, mit dem die südkoreanische Hyundai Motor Group ihren Erfolg ausbaut. Neben der Kernmarke Hyundai sowie Kia rollt jetzt auch das Premiumlabel Genesis in Europa an den Start, das SUV Genesis GV80 stand bereits zum Test bereit.
Auf dem Beifahrersitz hat Luc Donckerwolke Platz genommen. Der belgische Autodesigner, der beispielweise den ikonischen Kleinwagen Audi A2 zeichnete, ist als Chief Creative Officer bei Hyundai u.a. verantwortlich für die Designentwicklung von Genesis und den Ioniq-Modellen. Neben diesen, global verkauften, Autos bieten Hyundai und Kia auch eine Vielzahl von Baureihen an, die auf die jeweiligen Regionen zugeschnitten sind.
Ein gutes Beispiel dafür sind Hyundai i30 und Kia Ceed. Die Kompakten wurden in Rüsselsheim für den europäischen Markt entwickelt und werden auch hier gebaut. In anderen Märkten wie den USA tritt Hyundai dagegen mit dem Elantra an, Kia mit dem Forte. Bei der Gestaltung erlauben sich die Modelle ihre Eigenheiten.
Design für Märkte und Modelle
Mit einem weltweiten Angebot können auch die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse besser abgedeckt werden. „In Indien sind wir aktuell die Nummer zwei mit einem Marktanteil von 17% (hinter Platzhirsch Maruti Suzuki, Anm. d. V.)“, sagt der Kreative. „Den indischen Markt bestreiten wir vornehmlich mit kleinen Fahrzeugen wie dem ix25, die speziell auf die lokalen Verhältnisse zugeschnitten sind.“
Braucht man bei dieser Vielfalt dennoch ein stringentes Markendesign? „Wir haben so viele Modellreihen bei den Marken Hyundai und Kia, das wir kein einheitliches Family Design über alle Modelle zeichnen. Stattdessen stärken wir die individuelle DNA jeder Baureihe“, erklärt Luc Donckerwolke.
Das sorgt teilweise auch für Überraschungen, wie bei der neuen Generation des Hyundai Tucson . Während der Vorgänger eher schlicht auftrat, arbeiteten die Designer beim aktuellen Modell mit neuen Ideen beim Licht und vielen Kanten in der Flanke. Trotzdem soll er nicht einfach nur eine Blaupause für andere Hyundai-Modelle sein.
„Der neue Hyundai Tucson ist ein Statement“, ist sich Luc Donckerwolke sicher. „Da liegt es nahe, seine Linien auf die anderen Baureihen zu übertragen, oder? Aber das machen wir nicht. Die kommenden Generationen von Kona und Santa Fe werden eine eigene Linie verfolgen.“
Außerdem verrät er: „Der nächste Kona wird ganz anders.“ Nachfragen bringen nichts. Um mehr zu sehen, muss man sich wohl noch knapp zwei Jahre gedulden.
Eine Linie für Genesis
Jede Baureihe hat also ihren eigenen Charakter. Zumindest bei Hyundai und Kia. Denn die aktuellen Genesis-Modelle der Baureihen G70/GV70 und G80/GV80 arbeiten durchaus mit den gleichen Stilmitteln wie dem tiefen, großen Kühlergrill und einer markentypischen Leuchtengrafik.
In der Tat: Luc Donckerwolke spricht hier durchaus vom „World Car Design“ und führt aus: „Eine Premiummarke wie Genesis braucht eine einheitliche DNA. Trotzdem arbeiten wir bei allen Modellreihen den eigenen Charakter heraus. G70 und GV70 sind muskulöser als G80 und GV80. Wir nennen diesen Weg „Athletic Elegance““.
Auch darin findet der Designer seinen Freiraum: „Der Genesis G70 ist ganz klar der Athlet der Modellpalette. Unser kommendes Topmodell G90 wird dagegen stärker die Eleganz herauskehren. Das wird eine repräsentative Limousine.“ Auch in Europa soll der G90 angeboten werden. „Wir brauchen ein Flaggschiff für die Marke“, stellt Luc Donckerwolke in Aussicht. „Ein Volumenmodell wird der G90 hier nicht werden, aber eine eindrucksvolle Demonstration dessen, was Genesis leisten kann.“
Das Genesis-Design soll zeitlose Eleganz ausstrahlen. Mittlerweile fahren wir nicht mehr, sondern stehen vor dem G80, der Bausteine dieser Philosophie zeigt: Eine lange Motorhaube und einen großen Abstand zwischen dem Vorderrad und dem Fuß der A-Säule. Zentrales Element ist auch das Markenlogo an der Front, von dem aus Linien in der Motorhaube in Richtung Windschutzscheibe laufen.
Typisch für Genesis sind zudem die Leuchten an Front und Heck, die aus zwei geometrisch angeordneten Linien bestehen. LED-Technologie macht es möglich, dass dieses Stilmittel in Zukunft noch stärker herausgearbeitet werden dürfte, schmalere Lichtleisten sind möglich.
Erster Kontakt mit dem Genesis X
Auch das Concept Car Genesis X trägt die entsprechende Lichtsignatur. „Als junge Marke haben wir keine lange Motorsport-Tradition. Wir werden Genesis mit Autos wie diesem Concept Car emotionalisieren“, erklärt Luc Donckerwolke. „Auch an diesem Coupé sehen wir die stolzen Proportionen mit einer Betonung auf den Heckantrieb.“
Die lange vordere Haube hat auch beim elektrisch angetriebenen Genesis X ihre Daseinsberechtigung. Während der Antrieb hinten sitzen dürfte, wandern große Bauteile wie die Klimaanlage nach vorne, was mehr Platz im Innenraum schafft.
Ob der Genesis X in Serie gehen wird? Das verrät der Manager natürlich noch nicht. Vorher steht ein anderes Elektroauto auf der Agenda: Gerade eben haben die Koreaner das Tuch vom Genesis GV60 ziehen. Er teilt sich die neue Konzernplattform E-GMP (Electric Global Modular Platform) mit Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6.
Zuvor kommt eine Elektro-Version des Genesis G80 auf den Markt. Heute steigen wir aber wieder in den Benziner ein. Auf der Fahrt zurück sprechen wir weiter über Autos. Auch einige, über die nichts geschrieben werden darf. Zumindest heute noch nicht.
Im Video: Genesis G70 Shooting Brake
Technische Daten
Genesis G80 2.5 T Luxury Line |
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Hubraum | 2.497 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 224 kW / 304 PS bei 5.800 U/min |
Max. Drehmoment | 422 Nm bei 1.650 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 6,0 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 8,6 Liter |
Leergewicht | 1.930 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.995 / 1.925 / 1.465 mm |
Grundpreis | 57.600 Euro |