Erster Check mit Video: Der Genesis GV60 startet als Premium-Bruder von Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6.
Genesis, die Premiummarke der Hyundai Motor Group, gönnt sich keine Verschnaufpause. Wir hatten die Gelegenheit, den neuen GV60 kennenzulernen. Unter dieser Bezeichnung rollt das erste Elektroauto von Genesis auf Basis der E-GMP-Architektur (Electric Global Modular Platform) an den Start. Der Genesis GV60 ist also ein Bruder von Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6 .
Der Genesis GV60 im Video
Während der Ioniq 5 mit Proportionen und Designdetails die Geschichte seiner Marke zitiert, setzt der Genesis GV60, wie übrigens auch der Kia EV6, voll und ganz auf moderne Linien. In ihrer Grundform mit der steil aufragenden Motorhaube und dem flachen Heck sehen sich GV60 und EV6, den ersten Bildern von Genesis nach zu urteilen, auch recht ähnlich.
Auf den großen Kühlergrill der Verbrenner-Genesis verzichtet das Elektroauto, führt also kurz nach dem Marktstart in Europa ein zweites Markengesicht ein. Geblieben sind die typischen Leuchten mit zwei LED-Streifen an Scheinwerfern und Rückleuchten. Ein Kühllufteinlass im Stoßfänger hilft bei der Regelung der Akku-Temperatur.
Auffälliges Detail am Exterieur ist die Chromleiste am oberen Rand der Windschutzscheibe und der Seitenfenster, die mit einer Zacke in der C-Säule das „V“ im Modellnamen zitiert. Das Aerodynamik-Konzept des Genesis GV60 ähnelt dem des Kia EV6. Statt einer ausgeprägten Kante in der Heckklappe trägt das Premium-Modell einen Spoiler unter der Scheibe.
Kameras statt Außenspiegel
Das Cockpit zeigt die aktuelle Konzernware mit großen Displays für Kombiinstrumente und Infotainment. Eine hohe Mittelkonsole, die frei im Raum schwebt, trennt Fahrer und Beifahrer deutlich voneinander.
Für die Getriebesteuerung steht eine kristalline Kugel zur Verfügung. Dieses „Crystal Sphere“ genannte Element hat Genesis erstmals in der Coupé-Studie Genesis X gezeigt. Davor befindet sich der Dreh-Drück-Steller für die Bedienung des Infotainmentsystems.
Erstmals wird es Kameras statt Außenspiegel geben. Die kleinen Monitore, die das Bild der Kameras zeigen, liegen im Sichtfeld des Fahrers am Fuße der A-Säulen.
77,4 kWh-Akku, bis 435 PS
Der Premium-Bruder von Ioniq 5 und EV6 kommt stets mit der größeren Batterie. 77,4 kWh Speicherkapazität stehen im Datenblatt. Damit sollen bei der Variante mit Heckantrieb 451 Kilometer Reichweite möglich sein. Der maximal 168 kW (228 PS) starke Elektromotor an der Hinterachse entwickelt ein Drehmoment von 350 Newtonmetern.
Der Genesis GV60 mit Allradantrieb hat einen 160 kW (218 PS) Motor hinten und eine Maschine mit bis zu 74 kW (100 PS) an der Vorderachse. Die kombinierte Leistung liegt bei 234 kW (318 PS), die Kraft gipfelt in 605 Newtonmetern. Der Allradler soll mit einer Batterieladung 400 Kilometer weit kommen.
Die Performance-Variante schafft maximal 368 Kilometer. Hier leisten beide Motoren jeweils 160 kW (218 PS), kombiniert also 320 kW (435 PS). Das Drehmoment entspricht mit 605 Newtonmetern dem etwas schwächeren Allradmodell. Über eine Lenkradtaste kann ein Boost-Mode angesteuert werden, der für 10 Sekunden nochmals mehr Leistung bereitstellt. Dann geht es in vier Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Auch ein Drift-Mode steht zur Verfügung. Die Rolle des Hochleistungssportlers bleibt in der Konzernhierarchie also für den Kia EV6 GT übrig, der 585 PS stark sein wird.
Selbstredend bringt auch der Genesis GV60 die 800-Volt-Technologie mit. Damit lassen sich Ladeleistungen von bis zu 350 kW realisieren. Im Idealfall ist eine leere Batterie in nur 18 Minuten zu 80 Prozent aufgeladen. Wechselstrom wird mit maximal 11 kW in die Akkupakete gefüllt.
Kompakter als Ioniq 5 und EV6
Je nach Ausstattung wird der elektrische Genesis auf 19 bis 21 Zoll großen Rädern stehen und fahren. Sein Radstand entspricht mit 2,90 Metern dem des Kia EV6. Beim Hyundai Ioniq 5 stehen die Achsen drei Meter auseinander. Bei der Karosserielänge ist der Genesis GV60 zurückhaltender als seine Verwandtschaft: er misst knapp 4,52 Meter (Kia 4,70 Meter, Hyundai 4,64 Meter).
Der Genesis GV60 wird wohl im Sommer 2022 bei uns auf den Markt kommen. Preise werden noch nicht genannt, sie dürften bei etwa 48.000 Euro beginnen. Das erste Elektroauto der Marke wird er aber nicht. Noch vor seinem Start soll die Serienversion des Electrified G80 erscheinen.
Der GV60 im ersten Check
Zum ersten Kennenlernen stand die Europa-Version des Genesis GV60 hinter verschlossenen Türen in einem Fotostudio bereit. Sofort fällt eine Gemeinsamkeit mit dem Hyundai Ioniq 5 auf: Beide sind viel größer, als es Fotos vermuten lassen.
Der Innenraum des Genesis GV60 ist im Falle des Film- und Fotofahrzeugs mit tierfreien Bezügen in der Farbe "New Navy" bezogen, die auch Recyclingmaterial beinhalten. In beiden Reihen gibt es mehr als ausreichende Platzverhältnisse. Nur im Fond müssen große Menschen die Beine recht stark anwinkeln. Ein Kompromiss, um die Kopffreiheit unter der abfallenden Dachlinie nicht zu stark zu beinträchtigen. Komisch, dass nicht mehr Hersteller die Idee der "Fußgaragen", Ausparungen im Batteriepaket, des Porsche Taycan übernehmen.
Die Grundarchitektur des Cockpits mit großen Displays entspricht der in Ioniq 5 und EV6. Genesis setzt aber, verpackt in edler Anmutung, seine eigene Menüoberfläche ein. Außerdem erlaubt ein Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole die intuitive Bedienung vieler Funktionen während der Fahrt, ohne auf dem Touchscreen herumzufingern. Auch eine illuminierte Halbkugel, Crystal Sphere genannt, findet sich zwischen den Vordersitzen. Nach dem Start des Elektroautos dreht sie sich einmal um die eigene Achse und gibt ihre Eigenschaft als Drehrad für das Einrad-Reduktionsgetriebe preis. Bis wir mit dem Genesis GV60 auch losfahren können, dauert es noch ein wenig. Wenn es soweit ist, wird natürlich darüber berichtet.