Eine Übersicht über die verschiedenen Hybridsysteme mit Kaufberatung
Der Hybridantrieb ist eigentlich schon ein alter Hut. Aber er passt immer noch in vielen Lebenslagen. Weil uns bei Kommentaren und Zuschriften sogar im Jahr 2024 noch auffällt, dass viele Menschen (und potenzielle Autokäufer) die Unterschiede zwischen den einzelnen Elektrifizierungsstufen oder die Tatsache, dass man nicht jeden Hybrid am Kabel laden muss, kaum kennen, gibt es hier und im Video die Erklärung mit Kaufberatung.
Mild-Hybrid
Bei einem Mildhybrid-System handelt es sich um die elektrifizierte Unterstützung eines Verbrennungsmotors. Eine Elektro-Maschine, in den meisten Fällen am Getriebe platziert, unterstützt mit Leistung (kW) und Kraft (Newtonmeter) den Verbrenner. Dieser wird dadurch entlastet, was den Verbrauch reduziert.
Mild-Hybride mit 48-Volt-System können damit alle elektrischen Verbraucher im Auto, beispielsweise die Klimaanlage oder Sitzlüftung, auch bei ausgeschaltetem Verbrenner unterbrechungsfrei mit Strom versorgen. Beispiele für Mildhybride mit 48-Volt-System finden sich im Volkswagen-Konzern in Form der eTSI-Varianten von VW Golf, Tiguan und Passat, Skoda Octavia, Kodiaq und Superb sowie Cupra / Seat Leon. Bei BMW arbeiten viele Benziner und Diesel wie der 520d als Mild-Hybride.
Das Hybrid-Spezial im Video!
Es gibt auch einfacher gestrickte (und günstigere) Mildhybrid-Systeme ohne ein Bordnetz mit 48 Volt Spannung. Suzuki baut im Kleinwagen Swift einen 12-Volt-Mildhybrid ein, Mazda setzt bei seinen sanft elektrifizierten Skyactiv-Benzinern, unter anderem im kompakten Crossover CX-30, auf eine 24-Volt-Technologie.
Der Akku im Mildhybrid, meist mit einer Speicherkapazität von unter einer Kilowattstunde sehr kompakt gehalten, wird während der Fahr durch die Regeneration von Energie, also beim Bremsen oder Rollen, aufgeladen.
(Voll-) Hybrid
Die Popularität des Hybridantriebs, mittlerweile meist als Vollhybrid bezeichnet, geht zurück bis ins Jahr 1997. Damals erschien der erste Toyota Prius. Mit ihm machten die Japaner den elektrifizierten Verbrenner massentauglich. In Kalifornien mutierte der Toyota Prius schnell zum Kultauto. Wer sich modern und umweltbewusst präsentieren wollte, kaufte die Kompaktlimousine.
Beim Vollhybrid ist der Akku größer als beim Mildhybrid, zudem ist ein (oder zwei) stärkerer Elektromotor an Bord. Die E-Maschine kann das Auto somit auch über längere Strecken antreiben, ohne dass der Verbrennungsmotor mithelfen muss. Je nach Füllstand des Akkus kann man morgen problemlos aus dem Wohngebiet und über die Hauptstraße des Vororts stromern, bevor begonnen wird, flüssigen Kraftstoff zu verbrennen.
Bei der Funktionsweise gibt es Unterschiede. Toyota nutzt in seinen Hybriden von Yaris, Corolla, RAV4 und Co. einen leistungsverzweigten Hybridantrieb. Er beinhaltet einen Benzinmotor, einen elektrischen Antriebsmotor und eine weitere, kleine E-Maschine als Generator. Das Planetengetriebe (eine stufenlose Automatik) steuert Kraftfluss und Übersetzungsverhältnis. Im Alltag fährt man also entweder mit der Kraft des Elektromotors, mit dem Benziner oder mit der Kombination aus beiden Motoren. Dann spricht man auch von einem parallelen Hybrid-Modus.
Außerdem gibt es ein serielles Hybrid-System. Die japanische Marke Nissan setzt seit vielen Jahren unter dem Marketingbegriff e-Power auf dieses Prinzip. Der Benzinmotor an Bord des Autos arbeitet als Generator, um Strom zu erzeugen. Dieser wird in den Akku des Fahrzeugs geladen und treibt dann den Elektromotor an. Eine direkte Verbindung zwischen Benziner und Antriebsrädern gibt es nicht, die einzelnen Bausteine des e-Power-Hybrids sind als in Serie geschaltet. In Europa gibt es den kompakten Qashqai und den größeren X-Trail als e-Power-Hybrid.
Eine Besonderheit, sozusagen als hybride Hybrid-Lösung, zeigen die e:HEV genannten Hybride der japanischen Marke Honda. Auch in Jazz, HR-V, Civic, ZR-V und CR-V arbeitet ein serielles Hybridsystem. In bestimmten Fällen, zum Beispiel bei konstanter Fahrt auf einer Landstraße oder auch auf schnellen Autobahnabschnitten im Bereich der Höchstgeschwindigkeit, stellt eine Überbrückungskupplung den Kraftschluss zwischen Benziner und Antriebsrädern her. Ein Getriebe ist bei den Honda-Hybriden nicht an Bord.
Die deutschen Hersteller waren und sind, bis auf ein paar Studien in den 1990er-Jahren, beim Thema Vollhybrid zurückhaltend unterwegs. Gerüchten zufolge plant VW jedoch einen entsprechenden Antrieb für den Einsatz im Golf ab 2026. Konkurrent Ford hatte Mondeo, S-Max und Galaxy als Vollhybride im Angebot. Im aktuellen Modellprogramm findet sich der Kuga Hybrid .
Plug-in Hybrid
Wie es der Name („to plug in“, engl. Für (den Stecker) einstecken) schon sagt, lässt sich ein Plug-in Hybrid, kurz PHEV (Plug-in Hybrid Electric Vehicle) extern laden. Die Brückentechnologie beim Übergang vom Verbrennungsmotor zum Elektroauto kam in Deutschland schlagartig zum Stillstand, als die Kaufprämien für die elektrifizierten Verbrenner gestoppt wurde. Fahrer von Firmenwagen profitieren aber auch weiterhin von einem Vorteil bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils.
Nachdem seit Ende 2023 auch für reine E-Autos kein staatlicher Preisnachlass mehr gewährt wird, erfahren die Plug-in Hybride bei uns ein kleines Comeback. Dabei dürfte aber auch die fortschreitende Technologie eine wichtige Rolle spielen. Das vollmundige Versprechen der Autohersteller, dass ein PHEV das rein elektrische Fahren im Alltag ermöglicht und gleichzeitig eine Langstrecken-Reserve bereithält, wurde leider erst Jahre später erfüllt.
Dank größerer Akkus und verbesserter Zelltechnologie kommen aktuell die neuen Plug-in Hybride des Volkswagen-Konzerns von Cupra, Seat, Skoda und VW mit über 100 Kilometern Reichweite auf den Markt, Audi folgt. Aus China werden die GWM (Great Wall Motor) Baureihen Wey 03 und Wey 05 importiert. Im Test hat der GWM Wey 03 eine elektrische Reichweite von rund 120 Kilometern bewiesen, parkte dann am Schnelllader.
Der Honda CR-V e:PHEV, aktueller AUTONOTIZEN-Langzeit-Test-Kandidat ermöglicht mit der Energie aus einem 17,7 kWh großen Akku eine E-Reichweite von über 90 Kilometern. Im Gegensatz zu vielen anderen Plug-in Hybriden, die im reinen Verbrenner-Betrieb einen hohen Benzinverbrauch aufweisen, spart der Japaner dank seines technischen Aufbaus auf bei fast leerer Batterie. Die Technik muss aber teuer bezahlt werden. Als ein Pionier im Bereich der Stecker-Hybride gilt der Mitsubishi Outlander. Er startet Ende 2024 in neuer Generation, wieder als PHEV .
Welcher Hybrid für wen?
Es ist vor allem der Plug-in Hybrid, für den man sich beim Kauf, der Finanzierung oder dem Leasing eines Autos bewusst entscheidet. Meist dann, wenn die Firma Preis oder Rate zahlt und man vom Steuervorteil profitiert. Leider bei vielen Arbeitgebern unabhängig davon, ob man wirklich regelmäßig lädt oder nicht. Die neuen PHEV-Modelle mit größeren elektrischen Reichweiten und Schnellladefunktion bieten aber auch Privatkunden den Vorteil des elektrischen Fahrens im Alltag und können damit endlich der Brückenschlag sein, den ihre Vorgänger als Mogelpackungen kaum schafften.
Im Video: Ford Kuga Hybrid
Wer nicht laden kann oder möchte, der schafft mit einem (Voll-)Hybriden bei entspannter Fahrweise niedrige Verbräuche und kann versuchen, sich beim Erreichen von stets längeren elektrisch zurückgelegten Strecken selbst zu toppen. Die Entscheidung für einen Mildhybriden wird meist vom Modell abhängig sein. Oft gibt es entweder eine Baureihe als Verbrenner nur mit der leichten Elektrifizierung, oder die Wahl des Automatikgetriebes bringt den Startergenerator und einen kleinen Akku mit.
Fahrer, die es gerne sportlich angehen lassen, sind jedoch mit allen drei Hybrid-Eskalationsstufen falsch beraten – zumindest diesseits der E-Feigenblätter bei AMG und Lamborghini. Für hurtigen Vortrieb greift mancheram besten auch weiterhin zum potenten Benziner – oder eben auch zum Drehmomentstarken Elektroauto.
Dieser Beitrag soll die unterschiedlichen Elektrifizierungs-Stufen erklären. Er erhebt nicht den Anspruch, als Marktübersicht eine komplette Auflistung der aktuell erhältlichen Hybride zu liefern.
Im Video: MG3 Hybrid+