Maserati MC20 und Grecale Wohin geht die Reise?

Während der Sportwagen Maserati MC20 Premiere feiert, läuft sich der neue Grecale warm.

Der Dreizack such seinen Weg. Die einstige Sportwagenmarke hat öfter schwere Zeiten hinter sich gehabt, verschiedene Eigentümer verfolgten unterschiedliche Strategien. Seit 1993 gehört Maserati zu Fiat, ist damit mittlerweile Teil des FCA-Konzerns.

Mit dem Quattroporte und vor allem dem Ghibli sollte Maserati bei den Firmenwagenfahrern punkten. Doch selbst der Dieselmotor half nicht wirklich dabei, diesen Wunsch auch in den Köpfen der Kunden zu platzieren. Man ahnt es: Rettung kam, zumindest temporär, mit einem SUV. Der Maserati Levante brachte ab 2016 Musik in die Bude, kämpft vier Jahre nach dem Debut aber auch mit Absatzproblemen.

Neuer Mittelmotor-V6 mit 630 PS

Mal wieder muss ein neuer Plan her. Und der lautet: Expansion. Dabei leistet sich Maserati auch eine Rückkehr in die Klasse der Supersportwagen. Wie teuer die Entwicklung des Mittelmotor-Renners mit Kohlefaser-Monocoque war, verrät bei der pompösen Premiere am Heimatort Modena niemand. Möglich aber, dass der Griff ins Konzernregal half.

Der Maserati MC20, so der Name des neuen Modells (Maserati Corse, Jahr 2020) ist zwar nach offizieller Firmensprechweise „in Modena entwickelt worden“. Wie viel Alfa Romeo 4C oder welche Teile der Totgeburt Alfa Romeo 8C in ihm stecken, bleibt ungewiss.

Lassen wir die Fakten sprechen: Der Maserati MC20 trägt ein, verhältnismäßig, ruhiges Sportwagenkleid, Kritiker könnten dazu animiert werden, ihm fehlende Identität vorzuwerfen. Immerhin schafften es die Designer, mit der unter dem Auto hindurchgeführten Luft so viel Abtrieb zu erzeugen, dass auf großes Flügelwerk oder einen ausfahrbaren Spoiler verzichtet werden konnte.

Der 4,67 Meter lange, 1,96 Meter breite und 1,22 Meter hohe Maserati MC20 hat einen neuen, Nettuno genannten, V6-Mittellmotor mit zwei Turboladern unter einer transparenten Haube.

Leistung knapp unter Ford GT

Maserati MC20 Grecale 2020 2021

Mit einer Leistung von 630 PS reklamiert Maserati für den MC20 den Titel „stärkster V6-Sportwagen“. Nur wurde dabei der Ford GT mit seinem 3,5-Liter-V6-EcoBoost vergessen, der es in aktueller Ausbaustufe 656 PS ins Datenblatt diktiert. Nur mal so nebenbei, auch wenn der Ford deutlich teurer ist.

Cabrio und E-Sportwagen folgen

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Maximal 730 Newtonmeter Drehmoment verwaltet das 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe des MC20, die Höchstgeschwindigkeit soll bei über 325 km/h liegen. In unter 2,9 Sekunden ist der Spurt auf 100 km/h erledigt. Weil wir gerade bei der Zahlenratterei sind: Das Leergewicht gibt Maserati mit unter 1.500 Kilogramm an. Fahrer und Beifahrer sollen dabei mit hohem Alltagskomfort reisen und mit digitalen 10,25-Zoll-Anzeigen im Cockpit auch modernstes Infotainment genießen können. Das konnte bei der Premiere noch nicht getestet werden.

Einen Preis für den Maserati MC20, den es in den kommenden Jahren auch als Cabrio und als reines Elektroauto geben soll, nennen die Italiener noch nicht. Wer mit Kursen ab 210.000 Euro rechnet, liegt gewiss nicht falsch. Die Umsatzlokomotive für Maserati wird der MC20 also nicht werden. Umso erstaunlicher, dass man erstmal exzentrisch wird, bevor ein potenzieller neuer Bestseller vorgestellt wird.

2021 kommt der Grecale

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Das könnte der neue Maserati Grecale werden. Das neue SUV-Modelle wird unterhalb des Levante positioniert. Die technische Basis soll der Alfa Romeo Stelvio stellen. Im Frühjahr 2021 soll der Grecale seine Premiere feiern. Auch die Nachfolger von GranCoupé und CranCabrio stehen wir nächstes Jahr auf dem Programm. Sie werden in Turin gebaut und sollen nach den Benzinerversionen auch als Elektro-Sportwagen auf den Markt kommen.

Mit der Erweiterung des Modellprogramms bei den SUV und dem Sportwagen wird Maserati also breiter aufgestellt als bisher. Wann dabei Zeit für die Entwicklung von Nachfolgern für Ghibli, Quattroporte und Levante bleibt, muss beobachtet werden.

Das gilt auch die die Abgrenzung zur Schwestermarke Alfa Romeo. Die Hochleistungs-Projekte GTV und 8C (siehe oben) wurden dort gestoppt. Mit dem Tonale kommt ein kleines SUV auf Basis des Jeep Renegade.

Es ist zu hoffen, dass im neuen Großkonzern Stellantis , in dem FCA und PSA fusionieren wollen, Platz für beide Traditionsmarken ist. Das letzte Wort dürfte hier aber wohl noch nicht gesprochen sein.

Im Video: Maserati MC20 Premiere

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Hersteller, T. Vogelhuber (1), B. Conrad (3)