UPDATE: Mitsubishi zieht sich aus Europa zurück. Auch der Chef geht von Bord
UPDATE: Dieser Artikel wurde jetzt mit neuen Informationen aktualisiert. Er erschien ursprünglich am 27. Juli 2020
52.148 Autos mit dem Mitsubishi-Logo wurden im Jahr 2019 erstmals in Deutschland zugelassen. Damit liegen die Japaner vor dem Allianz-Partner Nissan (39.500) und den Marken Suzuki (40.616), Honda (15.676) und Subaru (5.868).
Die, im Vergleich zu einigen Mitbewerbern, relativ alte Modellpalette von Mitsubishi schlägt sich wacker. 2020 war der mehrfach aufgefrischte Kleinwagen Space Star zeitweise das meistverkaufte Auto an Privatkunden. Outlander und ASX haben auch schon einige Jahre auf dem Buckel, der auf gleicher Basis aufbauende Eclipse Cross ist das frischeste Modell – er kam Anfang 2018 zu den Händlern. Die müssen in Zukunft auf neue Modelle verzichten. Schon bei der angekündigten Neuausrichtung der Allianz aus Mitsubishi, Nissan und Renault kamen Spekulationen zum Ende der Marke in Europa auf. Dazu kommt es jetzt als halbscharige Art und Weise.
Statement aus Japan
„Es wurde beschlossen, die Einführung neuer Modelle auf dem europäischen Markt einzufrieren“, teilt der Aufsichtsrat in Japan mit. „Der Verkauf existierender Modelle geht weiter.“ Man hat also keine Lust mehr, viel Geld in die Adaption von Fahrzeugen an immer strengere Grenzwerte zu investieren. Gleichzeitig sollen die Händler der Marke immer ältere Modelle an Mann und Frau bringen.
Das technologische Aushängeschild, der Outlander Plug-in Hybrid, wird nicht mehr dazugehören. Die Modellreihe bekommt bald einen – längst überfälligen – Nachfolger, der nicht mehr nach Europa kommt. Es bleiben also Space Star, ASX und Eclipse Cross. Dazu der Pickup L200.
Was machen die Händler?
Autohäuser mit den drei Diamanten an der Fassade werden sich nach zusätzlichem Geschäft umsehen müssen. Importeur Emil Frey könnte seine zweite japanische Marke in Deutschland ins Spiel bringen: Subaru. Wobei man dort vor ähnlichen Problemen steht, der neue Levorg kommt nicht mehr zu uns. Ob einige Chinesen das Schauspiel beobachten? Dann könnten die Händler auch Kunden bedienen, die nach Elektroautos fragen.
Mitsubishis wird man also „über den Preis“, d.h. mit heftigen Rabatten, verkaufen müssen. Das schadet dem Image der Marke. Sollten die Japaner doch mal wieder einen Neustart wagen wollen (was die wachsweiche Aussage er dürftigen Meldung nahelegt), müssen sie nicht nur in die Produkte investieren. Sondern auch in den Wiederaufbau des Markenbildes.
Importstopp ab September
Neueste Medienberichte lassen darauf schließen, dass den Mitsubishi-Händlern schneller als gedacht der Zugang zu Neufahrzeugen aus Japan abgedreht wird. Wie das Branchenmedium Automotive News Europe berichtet, werden schon ab September keine SUV der Marke mehr nach Europa exportiert. Betroffen sind die Baureihen ASX, Eclipse Cross und Outlander inklusive dem gefragten Plug-in Hybriden.
Wenn die Lagerfahrzeuge abverkauft sind, bleiben den Vertragshändlern noch zwei Modelle im Angebot. Der kleine Space Star, an dem beim Neuwagenverkauf kaum ein Euro zu verdienen sein wird, und der Pickup L200. Beide werden nicht in Japan gebaut, sie laufen in Thailand vom Band. Sie sollen bis Ende 2021 verkauft werden.
Nicht nur in Europa, auch im Headquarter des Herstellers scheint es zu rumoren. Die Automobilwoche berichtet um Rücktritt des Mitsubishi-Vorsitzenden Osamu Masuko. Der 71-jährige Manager hat das Unternehmen 15 Jahre lang geführt und legt seine Position "mit sofortiger Wirkung" nieder. Ein geordneter Rückzug an der Spitze sieht anders aus.
Im Video: Offroad mit dem Mitsubishi Pajero