Medienberichten zufolge wird sich Nissan in Zukunft auf die Märkte USA, China und Japan konzentrieren. Wir haben nachgefragt.
Der japanische Autohersteller Nissan, in einer Allianz mit Renault und Mitsubishi verbunden, fuhr schon einmal in ruhigeren Gewässern. An der Erneuerung einer teils veralteten Modellpalette wird mit Hochdruck gearbeitet, außerdem stehen Kostensenkungsmaßnahmen für die Rückkehr in eine nachhaltige Profitabilität an.
Am 28. Mai will das Unternehmen einen neuen Dreijahresplan veröffentlichen, der im Vorfeld diverse Medien bereits zu Spekulationen einlud. Von einem „Rückzug aus Europa“ berichtete Reuters, Nissan wolle sich in Zukunft auf die Märkte USA, China und Japan konzentrieren. In Europa und anderen Teilen der Welt sollte die Marke auf Sparflamme weiterfahren.
Qashqai als meistverkaufter Nissan
Eine Gewissheit gibt es erst, wenn in Japan der neue Business-Plan offiziell verkündet wird. Fakt ist aber, dass die im oben genannten Bericht angedachte Konzentration auf Kernmodelle wie Qashqai und Juke in Europa gar nicht so abwegig ist. Schon heute machen beide Modelle den Großteil der Nissan-Neuzulassungen in Deutschland aus. 39.500 Autos konnte die Marke 2019 bei uns absetzen, davon 22.856 Qashqai und 2.330 Juke. Die Verkaufszahlen des Nissan Juke dürften 2020 steigen, das neue Modell kam zum Jahreswechsel auf den Markt. Der elektrische Nissan Leaf steuerte 2.620 Einheiten bei, der Kleinwagen Micra aber immerhin auch 7.374 Exemplare.
Mit dem angekündigten Nachfolger des Qashaqi, der im Laufe des Jahres im englischen Werk anlaufen soll, wird es auch wieder einen darauf basieren Nachfolger des X-Trail (Neuzulassungen 2019: 2.720 Autos) geben. Bei den leichten Nutzfahrzeugen arbeitet Nissan mit Allianzpartner Renault zusammen.
Was wird aus GT-R und Z?
Ob Leuchtturmprojekte wie der Nissan GT-R (2019: 108 Autos) und der Nachfolger des Nissan 370 Z (222 Autos) die aufwändigen Homologationen für künftige europäische Abgasnormen refinanzieren, bleibt fraglich. Große Geländewagen wie der Patrol werden vor allem im Nahen Osten und in Russland verkauft. Also macht es Sinn, bestimmte Modelle nur dort anzubieten, wo es einen entsprechenden Markt gibt, der Patol ist bei uns schon lange Geschichte. Die Premiumtochter Infiniti hat den Vetrieb in Westeuropa Anfang 2020 eingestellt.
Statement von Nissan
Der deutsche Nissan-Importeur teilt auf Nachfrage von AUTONOTIZEN mit: „Nissan treibt uneingeschränkt die Stärkung des europäischen Produkt-Portfolios voran als Teil seiner Verpflichtung, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in der Region zu steigern. Gerade erst im November des vergangenen Jahres wurde der neue Nissan Juke auf dem Markt eingeführt, der damit den ersten Schritt auf dem Weg zu einem runderneuerten Pkw-Portfolio für Europa markiert. Zudem haben wir bereits mit den umfangreichen Umbauarbeiten im britischen Werk Sunderland begonnen, das derzeit für den Produktionsstart des neuen Nissan Qashqai vorbereitet wird. Und nicht zuletzt forcieren wir auch die Elektrifizierung unseres Line-Ups, das wir zudem mit vollkommen neuen Modellen ergänzen werden.“
Ein neuer Kleinwagen mit Elektromotor als Nachfolger des Micra ist durchaus denkbar. Alternativ könnte er auch den seriellen Hybridantrieb bekommen, der auch für den neuen Qashqai geplant ist. Einen mit dieser Technologie ausgestatteten Nissan Note E-Power konnte AUTONOTIZEN letztes Jahr in Japan zur Probe fahren.
Auf der Tokio Motor Show zeigte Nissan im Oktober 2019 die Elektro-SUV-Studie Ariya Concept . Sie soll kaum verändert und unter gleichem Namen (ohne „Concept“) noch dieses Jahr als Serienauto vorgestellt werden.
Mit 39.500 Autos ist Nissan in Deutschland ist Nissan deutlich hinter andere japanische Automarken zurückgefallen. Toyota verzeichnet 2019 84.498 Neuzulassungen (ohne Lexus), Mazda 71.630 und Mitsubishi 52.148. Honda ist mit 15.676 Neuwagen 2019 mittlerweile eine kleine Nummer auf dem deutschen Markt.
Video: Im Nissan Note E-Power durch Tokio