24.000 Elektrifizierungs-Patente will Toyota freigeben. Mit einer Voraussetzung.
Die neue Offenheit in der Automobilindustrie ist ein Stein, den nicht zuletzt VW im Vorfeld des Genfer Autosalons ins Rollen brachte. Die Wolfsburger erklärten, ihren MEB (Modularer Elektrobaukasten) auch für andere Hersteller zu öffnen . Das Aachener Start-up e.Go wurde als erster Partner präsentiert, es dürften aber auch größere Autokonzerne (Ford?) folgen.
Auch Toyota möchte seine Erfahrungen, die man in der Entwicklung und Produktion elektrifizierter Autos gesammelt hat, als Geschäftsmodell etablieren. Fast 24.000 Patente, die Toyota seit dem Start der ersten Prius-Generation vor über 20 Jahren angemeldet hat, geben die Japaner jetzt frei.
Mitbewerber können diese geschützten Entwicklungen solange kostenlos nutzen, wenn sie gleichzeitig Motoren, Batterien, Steuergeräte und Dienstleistungen für die Entwicklung und den Vertrieb elektrifizierter Fahrzeuge bei Toyota kaufen. Für den jeweiligen Nutzer kann das günstiger sein, als eigene Entwicklungen zu beginnen, Toyota öffnet sich damit eine zusätzliche Umsatzquelle. Gleichzeitig, das ist auch die Strategie, die VW mit dem MEB fährt, will man die eigenen Technologien als Industriestandard etablieren.
„Wir erhalten sehr viele Anfragen zu unseren Elektrifizierungssystemen von Unternehmen, die erkannt haben, dass Hybridantriebe und andere elektrifizierte Fahrzeugtechnologien noch beliebter werden müssen“, sagt Shigeki Terashi, Vorstandsmitglied und Executive Vice President der Toyota Motor Corporation. „Wenn die Zahl der elektrifizierten Fahrzeuge in den nächsten zehn Jahren deutlich steigt, dann werden sie zum Standard. Diesen Prozess wollen wir unterstützen.“
Das Wettrennen mit VW wird mit ungleichen Mitteln bestritten. Während der MEB die Basis für batterieelektrische Fahrzeuge stellt, hat Toyota noch kein reines Elektroauto im Programm. Die Elektrifizierungstechnologien der Japaner betreffen Hybride, Plug-in-Hybride und Brennstoffzellenfahrzeuge.
Bei den Wasserstoffautos ist auch der koreanische Hyundai-Konzern auf einem möglichen Eroberungsfeldzug. Mit dem neuen Nexo hat Hyundai bereits die zweite Generation eines Brennstoffzellenautos im Programm, ein für größere Stückzahlen ausgelegter Nachfolger des Toyota Mirai dürfte noch in diesem Jahr vorgestellt werden.
Allen Beteuerungen VWs zum Trotz, dass man sich voll und ganz auf das Elektroauto mit Akkus als Stromquelle konzentriert, kooperiert die Tochter Audi mit Hyundai auf dem Gebiet der Brennstoffzelle. Für das Jahr 2030 hat Hyundai die Schaffung von Kapazitäten für 700.000 Brennstoffzellen-Systeme pro Jahr angekündigt, wovon 500.000 in Autos der eigenen Marken und von Mitbewerbern eingebaut werden sollen. Im gleichen Jahr läuft übrigens die kostenfreie Nutzung der Toyota-Patente aus.
Im Video: Der Toyota Mirai im Alltagstest