Alle Informationen zum neuen Alfa Romeo Tonale. Außerdem: Ein erster Check mit Sitzprobe im SUV.
In drei Jahren ist der neue Alfa Romeo Tonale vom Concept Car auf dem Genfer Autosalon 2019 zum Serienmodell gereift. Jetzt feiert das unterhalb des Stelvio positionierte Kompakt-SUV der italienischen Marke seine Weltpremiere. Auf Basis einer bekannten Konzernplattform, die auch den Jeep Compass trägt, tritt der Tonale gegen Mitbewerber in Form von Audi Q3 und Volvo XC40 an. Aber auch Kunden der Cupra-Modelle Formentor und Ateca sind bei den Alfa-Romeo-Händlern gewiss gerne gesehen.
Erster Alfa mit Matrix-LED
4,53 Meter ist der Tonale lang, 1,84 Meter breit und 1,60 Meter hoch. Das Design wirkt eigenständig und reiht sich, mit modernen Elementen garniert, in die Linie der Marke ein. Das Scudetto mit dem Emblem wird von breiten LED-Scheinwerfern mit jeweils drei LED-Wellen für das Tagfahrlicht eingerahmt. Erstmals setzen die Italiener zeitgemäße Matrix-LED-Technik mit adaptiven Funktionen ein. Zur Erinnerung: Giulia und Stelvio haben noch Xenon-Scheinwerfern.
Das Lichtdesign findet sich auch am Heck wieder, wo die Rückleuchten mit einer LED-Leiste miteinander verbunden sind. Klassisch wirken die Leichtmetallfelgen im Fünfloch-Design auf den ersten Fotos.
Die Instrumente sind auf einem 12,3 Zoll großen Display digital dargestellt. Der Touchscreen für das Infotainmentsystem hat eine Bildschirmdiagonale von 10,25 Zoll. Beim Betriebssystem setzt Alfa Romeo auf die Google-Entwicklung Android Automotive. Softwareupdates sollen over-the-air, also über das Internet erfolgen. Auch die Amazon-Sprachassistentin fährt im Auto mit.
Je nach Ausstattung erlaubt eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage in Verbindung mit der Spurhaltefunktion und Stauassistenz automatisiertes Fahren nach Level 2. Auch ein Querverkehrswarner und eine 360-Grad-Kamerarundumsicht werden lieferbar sein.
Der Tonale im Video
Der Alfa Romeo Tonale startet mit vier Motorvarianten. Die drei Benziner sind elektrifiziert. Als Mildhybrid mit 48-Volt-System soll das SUV zumindest beim Rangieren auch elektrisch fahren können. Der Elektromotor leistet 15 kW (20 PS) und stellt 55 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung.
Der 1,5 Liter große Vierzylinder-Benziner ist in zwei Leistungsstufen mit 96 kW / 130 PS und 118 kW / 160 PS zu haben. Serienmäßig ist ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an Bord. Auch ein elektronisches Sperrdifferenzial an der angetriebenen Vorderachse ist ab Werk dabei.
Darüber rangiert der Plug-in Hybrid mit einer Systemleistung von 202 kW / 275 PS und Allradantrieb, der zeitversetzt wohl im vierten Quartal 2022 startet. Den Verbrenner-Part übernimmt hier ein 1,3 Liter großer Turbobenziner mit 132 kW / 180 PS. Rein elektrisch sollen, dank eines 15,5 kWh großen Akkus, bis zu 60 Kilometer Reichweite möglich sein. Bei Bedarf spurtet der Tonale PHEV in 6,2 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.
Länger dauert es, den Akku mit dem 7,4 kW Onboard-Charger wieder zu füllen: In zweieinhalb Stunden soll die Batterie wieder gefüllt sein.
Auch Dieselkunden werden beim Alfa Romeo Tonale fündig. Der 1,6 Liter große Vierzylinder leistet 96 kW / 130 PS und treibt, verwaltet von einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, die Vorderräder an.
Die vier Ausstattungslinien greifen traditionelle Namen und Kürzel auf. Das Basismodell ist der Alfa Romeo Tonale Super. Darüber rangieren der sportlich orientierte Sprint, der Ti mit Fokus auf Eleganz und das dynamisch ausgelegte Topmodell Veloce (italienisch für Geschwindigkeit). Gebaut wird der Tonale in Süditalien.
Das NFT-Auto
Mit der neuen Modellreihe will Alfa Romeo auch den Kaufprozess digitalisieren. Man kann den Tonale klassisch beim Händler kaufen, oder ihn im Internet bestellen. Bei Unzufriedenheit kann man ihn innerhalb von zehn Tagen (mit maximal 1.000 Kilometern „auf der Uhr“) wieder zurückgeben.
Bits und Bytes sollen auch das Serviceheft ersetzen. Und die Blockchain. Denn als weltweit erstes Auto wird der Tonale mit einem NFT (Non-Fungible Token), einem fälschungssicheren, digitalen Zertifikat ausgestattet. Was das bringt? Sofern der Halter einverstanden ist, zeichnet das NFT relevante Daten wie Servicetermine auf, bei einem späteren Wiederverkauf können diese Informationen ausgelesen werden.
Ab April 2022 kommt im ersten Schritt ein Sondermodell mit dem Namen Edizione Speciale in den Handel, die oben genannten regulären Modelle folgen dann kurze Zeit später. Preise für den neuen Tonale nennt Alfa Romeo noch nicht. Es darf mit einem Basispreis von knapp unter 30.000 Euro gerechnet werden.
Sitzprobe im Tonale
Noch vor dem Marktstart stand der Alfa Romeo Tonale als Vorserienexemplar zur ersten Sitzprobe bereit. Das Karosseriedesign wirkt "live und in Farbe" gelungen und eigenständig. Wie die Front mit seitlich montiertem Kennzeichen aussehen wird, muss sich zeigen.
Das Platzangebot im Fond ist ausreichend, aber nicht verschwenderisch. Konkurrenten wie beispielsweise der Volvo XC40 bieten mehr Knieraum. Die Italiener wollen auch beim Tonale eher den gut sitzenden Slim-Fit-Anzug stellen. Es wird spannend, ob sich die Kundenschar im Marktsegment der Kompakt-SUV darauf einlässt.
Die Vordersitze sind ebenso bequem gepolstert wie die Rücksitzbank, fallen jedoch am oberen Rücken und auch bei der Sitzauflage etwas knapp aus. Ihre Einstellung erfolgt im Demonstrationsfahrzeug, einem Tonale Veloce als Mildhybrid, manuell.
Das Cockpit zeigt mit Mikrofasereinlagen samt Kontrastnähten und feingliedriger Illuminierung der Dekoreinlagen viel Liebe zum Design-Detail. Das digitale Kombiinstrument ist groß und gut ablesbar, Einstellungen konnten im Prototyp aber noch nicht vorgenommen werden. Anders das Infotainmentsystem in der Mittelkonsole: Hier konnte ich schon über den Touchscreen im Menü herumflippern.
Die einzelnen Icons sind teilweise recht klein geraten, die Darstellung und Auflösung des Bildschirms weiß aber zu gefallen. Teilweise lange Ladezeiten, u.a. beim Aufrufen der Navigationskarte, sind aktuell gewiss noch auf den Vorserienstand des Autos zurückzuführen. Interessant: Trotz dem Betriebssystem Android Automotive sind weder Google Maps noch Goolge Assistat ins Auto integriert. Die Sprachbefehle nimmt Amazons Alexa entgegen. Ab dem Basismodell lässt sich übrigens das Smartphone kabellos integrieren, das gilt auch für Apple CarPlay.
Sonderserie ab 39.000 Euro
Das Sondermodell Alfa Romeo Speciale ist jetzt zum Listenpreis von 39.000 Euro bestellbar. Unter der Haube steckt der 130 PS starke Mildhybrid-Benziner. Die Serienausstattung umfasst 20-Zoll-Felgen vor rot lackierten Bremssätteln, Matrix-LED-Scheinwerfer, schlüssellosen Zugang und eine elektrische Heckklappe. Auch Rückfahrkamera, Verkehrszeichenerkennung und eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage werden vom Händler mit eingepackt. Vier Farben stehen zur Wahl, mit leichtem Zeitversatz ist der Tonal Speciale auch in der 160-PS-Version lieferbar.
Fazit
Mit dem Tonale fährt Alfa Romeo in das starke Wachststumssegment der kompakten SUV. Wenn eine Marke zulegen soll und keine Experimente zugelassen werden, macht man eben genau das. Auf einer Konzernplattform haben die Designer eine schicke Linienführung mit eigener Identität hinbekommen. Auch die Gestaltung des Innenraums gefällt.
Wie sich der Alfa Romeo Tonale fahrdynamisch von der Konkurrenz, auch aus eigenem Hause, abhebt, kann erst ein späterer Test klären. Wir bleiben dran!