Der Seat Leon e-Hybrid wird aus dem Programm genommen. Wer einen kompakten Hybrid möchte, bekommt ihn weiterhin bei Cupra.
Audi hat angekündigt, dass 2026 die letzte neue Verbrenner-Baureihe angekündigt wird. VW setzt mit einer breiten ID-Familie voll und ganz auf die Elektro-Karte und auch Skoda geht den Wandel mit. Einzig die Konzernmarke Seat taucht in den Plänen des Volkswagen-Konzerns kaum auf.
Der auf dem Genfer Autosalon gezeigte Seat El-Born als Pendant des VW ID.3 ist mittlerweile zwar auf dem Markt, jedoch unter dem Label der Schwestermarke Cupra. Auch der neue E-Kleinwagen des Konzerns ist bereits als Cupra angekündigt worden. Neben den Seat Mo – Elektrorollern konnten Freunde des Steckers bislang also bei Seat nur unter zwei Plug-in Hybriden wählen. Doch auch diese Wahl wird eingeschränkt.
Leon e-Hybrid nur noch als Cupra
Die deutschen Seat-Händler wurden vom Importeur darüber informiert, dass der Seat Leon e-Hybrid kurz vor Weihnachten aus dem Programm genommen wird. Kunden können das Modell dann nicht mehr konfigurieren oder als Neuwagen bestellen.
Der Grund liegt in den Lieferengpässen und der hohen Nachfrage. Etwa die Hälfte aller Bestellungen entfallen bei Seat und Cupra Leon auf die e-Hybrid-Varianten. Da die aktuell gültige Förderung von elektrifizierten Autos in Deutschland Ende 2022 ausläuft und Seat nicht sicherstellen kann, dass neu bestellte Autos bis dahin ausgeliefert werden, muss die Produktion priorisiert werden.
Den Vorrang bekommt der Cupra Leon. Er ist auch weiterhin in beiden e-Hybrid-Ausführungen mit 204 oder 245 PS Systemleistung als Fünftürer oder Kombi mit dem Zusatznamen Sportstourer bestellbar. Die Preise für den Cupra Leon mit Doppelherz starten bei 38.300 Euro für den Fünftürer mit 204 PS, das stärkere Modell Cupra Leon VZ e-Hybrid kostet ab 39.795 Euro.
Der Seat Leon e-Hybrid ist kaum günstiger. Es gibt ihn noch als Xcellence zu Preisen ab 36.040 Euro, der dynamischer auftretende Leon FR kostet als e-Hybrid ab 37.125 Euro.
Mehr Kunden nehmen den Kombi
Im Zeitraum von Januar bis einschließlich Oktober 2021 wurden in Deutschland circa 19.500 Seat Leon erstmals zugelassen, der Cupra Leon kam 5.600-mal auf die Straße. Der Kombi-Anteil liegt bei beiden Marken, den Angaben des Importeurs zufolge, bei etwa 60 Prozent.
Die deutlich höheren Stückzahlen des Seat Leon haben ihren Grund im wesentlich breiteren Modellprogramm und günstigeren Basispreisen. Die Baureihe ist als Benziner, auch mit Mildhybrid-Technologie, und Diesel ab 21.090 (Reference 1.0 TSI mit 90 PS) zu haben. Der Cupra Leon startet als 2.0 TSI mit 245 PS bei 36.640 Euro.
Beim kompakten Plug-in Hybrid, der gerade für Firmenwagenfahrer interessant sein dürfte, bekommt jetzt also die junge Marke Cupra den Vorrang. Einziger Seat mit Stecker ist künftig der große Tarraco, der vor Abzug der Umweltprämie ab 44.880 Euro kostet.
Meinung
Nach vielen schwierigen Jahren hat der Volkswagen-Konzern große Anstrengungen unternommen, die Marke Seat auf die Erfolgsspur zu bringen. Spätestens unter dem ex-Chef Luca de Meo hat das auch gut funktioniert. Die Marke wurde für jüngere Kunden positioniert und wahrnehmbar, die Verkaufszahlen stiegen.
Mit der Markteinführung des Mii Electric, der erst kaum und dann schnell gar nicht mehr lieferbar war, begann eine bis heute undurchsichtige Strategie. Das einstige Sportlabel Cupra wurde zur Schwestermarke. Sie wird mit umfangreichen Marketingbudgets etabliert, neue Modelle wie der Formentor finden zurecht großen Anklang am Markt.
Ob es aber schlau ist, die etablierte Marke Seat gleichzeitig am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen, ist aus Sicht des Autors fraglich. Wo bleibt ein Familien-SUV im Format des Skoda Enyaq, mit dem man Seat auch auf MEB-Basis zur Marke für preissensiblere Kunden machen kann? Wann werden eigentlich überhaupt mal wieder neue Modelle von Seat angekündigt? Oder wechselt der Konzern die beiden spanischen Marken schneller aus als vermutet?
Im Video: Seat Leon FR e-Hybrid