Ab dem Jahr 2020 sollen neue Volvos nur noch 180 km/h fahren können.
Man kann eine Kirche im Dorf lassen, egal ob man mit 50 oder 250 km/h wegfährt. Oder mit Tempo 180. Auf diese Höchstgeschwindigkeit will der schwedische Autobauer Volvo ab dem Jahr 2020 seine neuen Modelle limitieren.
Die firmeneigene Vision, bei der ab dem Jahr 2020 niemand mehr in einem Volvo getötet oder schwer verletzt werden soll, dient als Mantel dieser Entscheidung.
„Volvo ist führend im Bereich Sicherheit, das waren wir immer und werden wir immer sein“, sagte Vorstandsvorsitzender Hakan Samuelsson. „Eine Geschwindigkeitsbeschränkung ist zwar kein Allheilmittel, aber sie ist es Wert, wenn damit auch nur ein Leben gerettet werden kann.“
Was hat das nun mit dem Dorf und der Kirche zu tun? Dazu muss man nach Japan blicken, oder zumindest zum Lexus-Autohaus. Die Hybride der Toyota-Tochtermarke sind meist bei 180 km/h abgeregelt, um die Technik zu schonen. In den großen Märkten für Lexus fährt eh niemand diese Geschwindigkeit, die paar deutschen Kunden sollen sich eben arrangieren.
Volvo wird, das ist allseits bekannt, sein Modellprogramm elektrifizieren, von Mildhybriden bis hin zu reinen Elektroautos . Mit dem Limit auf 180 km/h, das auch für Volvo in sämtlichen globalen Automärkten von den USA bis China mehr als ausreichend ist, verärgert Volvo also kaum Kunden. Außer denen in Deutschland eben.
Gleichzeitig kann die Antriebstechnik der elektrifizierten Volvo-Modelle so ausgelegt werden, dass nicht mehr alle Fahrsituationen auf deutschen Autobahnen jenseits der 180 Sachen abgebildet werden müssen.
„Wir wollen eine Diskussion darüber lostreten, ob Autohersteller das Recht oder sogar die Verpflichtung haben, Technologie zu installieren, die das Verhalten der Fahrer ändert“, führt Hakan Samuelsson aus. „…dazu zählen Raserei, Drogen bzw. Rauschmittel oder Ablenkung. Wir haben darauf noch keine Antwort. Aber wir glauben, dass wir bei dieser Diskussion eine führende Rolle einnehmen sollten.“
Jan Ivarsson, ein führender Sicherheitsexperte bei Volvo, ergänzt: „Menschen verstehen, dass Gefahr von Schlangen, Spinnen oder auch von großen Höhen ausgeht. Bei hohen Geschwindigkeiten verstehen wir das nicht so gut. Es wird sehr im Verhältnis zur Verkehrslage, aber auch in Relation zum eigenen Können, zu schnell gefahren. Wir müssen ein besseres Verhalten unterstützen und den Menschen helfen, die Gefahr von hohen Geschwindigkeiten zu realisieren.“
Deutliche Worte. Die gerne wieder zitiert werden sollten, wenn auch der Fahrer eines Volvos des Modelljahrs 2021 in einer auf 80 km/h limitierten Autobahnbaustelle zu schnell unterwegs sind. Da hilft dann auch eine Limitierung auf Tempo 180 nicht viel.