Der erste Kontakt mit dem Byton Concept.
Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas hat das chinesische Elektroauto Start-up Byton die vielbeachtete Weltpremiere der Studie zum ersten Modell der Marke gefeiert.
Jetzt zeigte sich das Unternehmen mit Büros in Shanghai, München und dem Silicon Valley samt Studie erstmals in der alten Welt: Im Rahmen der Milan Design Week in Mailand lud Byton zum Kennenlernen. Nicht nur das neue Auto gab es zu sehen, Probe zu sitzen und anzufassen. Man erzählte auch mehr über die zukünftigen Pläne der Marke.
Konzept und äußere Gestaltung des ersten Byton sind keine Revolution. Für ein Elektroauto mit ordentlicher Reichweite (man verspricht 400 Kilometer für die schwächere Version mit einem Motor, 71kWh-Akku Hinterradantrieb und 200 kW, 520 Kilometer für den Bi-Motor-Byton mit 350 kW, 95 kWh-Batterie und Allrad) eignet sich im Moment das Muster eines großen, schweren SUV oder Crossover am besten.
Die großen Akkupacks müssen ja viel Bodenfläche haben, um diesen zu besetzen, außerdem ist so ein hoch bauendes Auto praktischerweise gerade total angesagt.
Das Karosseriedesign ist in sich stimmig, unaufgeregt und durchaus gefällig, könnte aber von jeder beliebigen Marke stammen. Details wie die dünnen LED-Lichtspiele zeigen auf den zweiten Blick Sinn fürs Detail, sie sollen das Thema Connectivity aufgreifen.
Und bieten damit die Überleitung zum AHA-Erlebnis mit drei Großbuchstaben. Auf Fotos wirkte der Innenraum des Byton schon beeindruckend, in der Realität sorgt er durchaus für weit offene Augen und offene Münder.
Das 1,25 Meter breite QUHD-Display (Quad-UHD mit 9K-Auflösung) wird zum Blickfang. Klar, bei der Größe. Auf ihm spielt sich alles ab, was Fahrer und Passagiere brauchen. Man kann Filme schauen, Videochats starten und auf der Fahrerseite in Displays die Informationen der die Spiegel ersetzenden Kameras betrachten. Das alles schon schon im Basismodell Serie sein, dass ab 45.000 US-Dollar (aktuell ca. 36.400 Euro) angeboten werden soll.
In der Mitte des Cockpits ist eine Kamera, mit der die Gestensteuerung bedient wird. Das klappte im Ausstellungsstück nur teilweise und manchmal noch recht holperig, weswegen die anwesenden Mitarbeiter des lieber sahen, wenn der Demo-Modus des Systems aktiviert war.
Byton Life nennt die Marke ihr geplantes digitales Ökosystem. Auch das keine Revolution, jeder Autohersteller arbeitet an einer Adaption der Apple-ID. Mit der richtigen Smartphone-App kann der Byton-Passagier einen Film, den er gerade streamt, ganz einfach auf das große Display oder einen der 13-Zoll Full-HD-Fondmonitore übertragen.
Auch die Vitalwerte nach einer Joggingrunde kann man im Auto auswerten lassen und muss nicht mal mehr einen Autoschlüssel mit sich führen. Per Gesichtserkennung an den Türen und im Innenraum öffnet sich der Byton und stellt alle Systeme auf die Vorlieben seines Fahrers ein.
Sitzprobe im Prototypen. Das Konzeptauto hat vier Einzelsitze, zwei vorne und zwei hinten. Die beiden Vordersitze lassen sich, wenn das nach Level 3 autonom fahrende Auto einmal auf der Autobahn das Kommando übernimmt, um je 12 Grad nach innen drehen. Damit sollen sich Fahrer und Beifahrer besser miteinander und mit den Fondpassagieren unterhalten können. Oder, das hört Byton natürlich viel lieber, gemeinsam das große Display nutzen.
Wie die Airbag- und Gurtarbeit mit den gedrehten Vordersitzen weiterhin funktioniert, erfährt man noch nicht. Das riesige Display leuchtet stark, ob sich eine Dimmfunktion bei Nachtfahrt als dauerhaft ausreichend erweist, kann hoffentlich bald einmal ausprobiert werden. Vielleicht kann man die 1,25 Meter-Anzeige auch ganz ausschalten, da für den Piloten relevante Informationen in einem separaten Bildschirm im Lenkrad vorzufinden sind.
Dieses Display soll in Serie kommen, der darunter liegende Airbag mit patentiertem System soll bei einem Unfall dennoch für genügend Schutz sorgen.
Im Fond herrscht viel Platz für Kopf und Füße, an den beiden Vordersitzlehnen sind zwei Displays montiert, die für Kurzweil sorgen sollen.
Ende 2019 sollen die ersten Byton ausgeliefert werden. Zuerst wird der chinesische Markt bedient, 2020 schon sollen die USA und Europa mit kleinem Zeitversatz folgen.
Die Studie soll zu ca. 80 Prozent dem Serienstandard entsprechen, erklärt Byton bei der Europapremiere. Nur ein Name fehlt noch. Der wird wohl schon im Juni bekanntgeben. Dann wird Byton nämlich auf der CES Asia in Shanghai das erste Konzept für die zweite Modellreihe vorstellen, womit eine Unterscheidung der Linien erforderlich wird.
Zukünftige Kunden sollen die Marke und ihre Modelle in 500 bis 1.000 Quadratmetern großen Brand Stores erleben können. Hier soll laut Byton nicht das Verkaufsgespräch im Vordergrund stehen, sondern der Zeitvertreib mit Informationen über neue Technologien oder auch einem Kaltgetränk.
Auf der Milan Design Week hat Byton das Interieurkonzept eines solchen Brand Stores erstmals gezeigt. Für das Netz der Brand Stores, „die mit einem konventionellen Autohaus so viel zu tun haben wie ein modernes Elektroauto mit einer Dampfmaschine“ (Byton) will die Marke mit Händlern zusammenarbeiten. Im Vertrieb bleibt also doch erst einmal alles (fast) beim Alten.