Welche Ergebnisse die Allianz von Ford und Volkswagen bringen kann.
Der Volkswagen-Konzern und die Ford Motor Company haben heute (15.01.2019) offiziell den Start ihrer globalen Allianz bekanntgegeben.
Die jeweiligen Vorstandsvorsitzenden Dr. Herbert Diess (Volkswagen) und Jim Hackett (Ford) skizzierten eine Kooperation bei der Entwicklung und dem Bau von Transporter und Pick-ups als ersten Schritt.
Im Jahr 2022 sollen die ersten Nutzfahrzeuge als gemeinsame Kinder auf den Markt kommen. Im Segment der kleinen Pick-ups sind beide Unternehmen mit dem Ford Ranger und VW Amarok vertreten. Hier macht eine Zusammenarbeit zur besseren Abdeckung globaler Märkte Sinn. Das neue Modell soll der Mitteilung zufolge von Ford für beide Firmen entwickelt werden.
Außerdem dürfte VW auf Fords Erfahrung beim Bau größerer Pick-ups setzen. Die F-Braureihe von Ford, bei der selbst ein F150 Raptor als kompaktes Modell gilt, ist in den USA seit vielen Jahren eines der meistverkauften Autos.
Ford entwickelt Pick-ups, VW einen Transporter
In der Klasse der Kleintransporter konkurrieren Ford Transit und der VW T6 miteinander. Während VW parallel den elektrischen ID. Buzz auch in einer Cargovariante zur Serienreife entwickelt, könnte mit der Gemeinschaftsproduktion neuer Transporter bei Ford in der Türkei viel Geld gespart werden.
Im Volkswagen Nutzfahrzeuge-Werk in Hannover könnten dann neben dem ID. Buzz die PKW-Varianten Multivan und California weiter gebaut werden. Es gibt Gerüchte, dass VW diese beiden Modelle künftig auch auf den MQB (Modularer Querbaukasten) stellen will und sie somit von den Transportern und Pritschenwagen abkoppelt.
Auch in den Klassen darunter und darüber gibt es viel Potenzial für die gemeinsame Nutzung von Plattformen und Werken. VW Caddy und Ford Transit Courier / Connect dürften zusammenwaschen. Hier soll VW die Entwicklungshoheit haben.
Den größeren Crafter hat VW bisher gemeinsam mit Mercedes-Benz auf Basis des Sprinter gebaut, die aktuelle Generation ist eine Eigenentwicklung. Ford soll einen neuen großen Transporter entwickeln, der dann auch zum Nachfolger des aktuellen Crafter wird.
MEB für Ford?
Neben der Kooperation bei Nutzfahrzeugen wollen Ford und Volkswagen außerdem die Zusammenarbeit bei autonomen Autos, Mobilitätsdienstleistungen und Elektroautos prüfen. Ford dürfte hier schnell vom skalierbaren MEB (Modularer Elektrobaukasten) profitieren.
Darüber hinaus sind laut einer gemeinsamen Mitteilung „beide Unternehmen offen dafür, in Zukunft auch weitere gemeinsame Fahrzeugprogramme in Betracht zu ziehen“.
Da fällt dem Autor einiges ein, was für manche Leser vielleicht auf den ersten Blick hanebüchen klingt, aber durchaus Sinn machen kann.
VW Passat und Ford Mondeo, VW Sharan und Ford Galaxy / S-Max
Die Mittelklasse schrumpft, die Entwicklung und Produktion der Autos wird aufgrund sinkender Zahlen teurer. Vor allem Flottenkunden nehmen aber noch immer Stückzahlen in Größenordnungen ab, die einen Stopp der Modelle nicht in Frage kommen lässt.
Die Nachfolger von VW Passat und Ford Mondeo, inklusive weiterer Derivate wie VW Sharan, Seat Alhambra und Ford S-Max/Galaxy könnten hier durchaus stark genug differenziert werden, um die Kunden unterschiedlich anzusprechen. Auch der Skoda Superb würde hier mit andocken.
VW Up und Ford Ka
Der VW Up ist für den MQB zu klein. Ford importiert den Ka aus Indien. Neue Abgasregelungen und immer mehr Sicherheitsvorschiften machen die Kleinsten auf Dauer zu teuer. Eine gemeinsame Entwicklung mit Elektroantrieb und dem Vertrieb als Ford, Seat, Skoda und VW könnte hier für die nötigen Skaleneffekte sorgen.
Ford Fiesta und VW Polo
Die Fiesta-Produktion in Köln ist den Kostenwächtern bei Ford in Detroit ein Dorn im Auge. Für die Europa-Abteilung ist der Fiesta, der zeitweise das meistverkaufte Auto auf unserem Kontinent war und ist, aber sehr wichtig.
Die Entwicklung des Nachfolgers auf gemeinsamer Basis mit dem VW Polo und dessen Brüdern Seat Ibiza und Skoda Fabia ist nicht ganz abwegig.
Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, die durch die globale Allianz möglich werden. Nur eines wird von vornherein ausgeschlossen: Eine Kapitalverflechtung, also eine Beteiligung der beiden Konzerne aneinander, schließen beide Parteien aus.