Mercedes bringt die X-Klasse, einen Pick-Up auf Nissan-Basis.
Wenn man sich mit Menschen, die nicht wie vielleicht der geneigte Leser dieser Zeilen alle 15 bis 30 Minuten das Netz nach den neuesten Auto-News screent, über die neue Mercedes-Benz X-Klasse unterhält, bekommt man erhellende Einsichten.
„Ja, so einen Pick-Up könnte ich mir auch gut vorstellen, den schaue ich mir mal an“, sagt zum Beispiel der Familienvater mit zwei Kindern. Äh – aha? Vom Van über ein SUV zum Pick-up? Mit dem Gepäck im Regen? Oder werden in Zukunft nur noch Europaletten transportiert?
Dass es den jetzt vorgestellten, quer durch die Gazetten gehypten Ladeflächen-Benz in seiner Basis als Nissan schon einige Zeit gibt, ist ihm sowohl entgangen wie auch egal. Ebenso der zweiten heimlichen Testperson meiner kleinen Fokusgruppe. Auch Mitsubishi L200 und der baugleiche Fiat Fullback hatten und haben sie nicht auf dem Radar. Vielleicht sollten die werten Hersteller dieser Modelle einmal über ihre Marketingstrategie nachdenken?
Mit der X-Klasse will und wird (!) Mercedes-Benz jedenfalls nicht nur die Pferdesportler, Bauunternehmer oder Ballonfahrtenanbieter für sich gewinnen. Die X-Klasse zielt auf Lifestyle.
Dabei bleibt das Auto seiner technischen Basis, dem Nissan Navara, weitgehend treu. Vom Nissan übernimmt er den 2,3 Liter-Vierzylinder-Diesel mit 163 PS (X200d) oder 190 PS (X250d) und den Hinterradantrieb mit zuschaltbarem Allrad. 2018 kommt als Alleinstellungsmerkmal ein V6 Diesel, der permanent alle vier Räder antreibt. Dann ist das fast gleiche Auto übrigens auch unter dritter Flagge als Renault Alaskan auf dem Markt, aber das nur am Rande.
Mit drei Ausstattungsvarianten (Pure, Progressive und Power) will man für jeden Käufer, den den Pick-up so unbedingt gar nicht braucht, aber haben will, die passende X-Klasse an den Start stellen. Als Titelbild dieses Artikels ist bewusst das Basismodell mit Stahlfelgen ausgesucht. So wird die X-Klasse ab 37.294 Euro kosten. Den Nissan Navara mit Doppelkabine (die einzige Karosserievariante, die Mercedes für die X-Klasse übernimmt) gibt es ab 31.110 Euro.
Dennoch gilt es als sicher, dass der Stern das Pick-up Segment auch in Europa aufhellen wird. Wie sehr es die X-Klasse schafft, Kunden vom Kauf eines für sie eigentlich unsinnigen Autos zu überzeugen, wird spannend. Genau wie der Blick auf die direkten Mitbewerber Ford Ranger und VW Amarok. Für sie kann der neue Player im Spielfeld mehr Chance als Risiko sein.