Der Volvo S90 wird zukünftig in China gebaut. Auch für Deutschland.
„Designed by Apple in California. Assembled in China.“ Das erzählt uns seit Jahren die Rückseite des iPhone, dem Statussymbol dieszeitlicher Jugendlicher, Geschäftsleute und eigentlich jedem.
Das stört nicht mal diejenigen, die das über die Jahre gelernte Verhaltensmuster „Zwei Jahre warten, Endgerät vom Netzbetreiber subventioniert bekommen“ über den Haufen werfen und sich auch heutzutage noch sündhaft teure iPhone 7 kaufen, Hauptsache erster sein.
Die 90er-Serie von Volvo kann man durchaus als automobile Darstellung der Apple-Philosophie zurechtrücken. Klares Design, das Begehrlichkeiten weckt. Preise, die man als durchaus selbstbewusst bezeichnen kann.
„Designed by Volvo in Sweden. Assembled in China.“ Das heißt es bald für einen Großeil der Volvo S90-Modelle. Die schwedische Marke gehört bekanntermaßen zum chinesischen Geely-Konzern, seitdem sprießt das nordische Pflänzchen wieder.
Die Zeit der Billigautos aus dem Reich der Mitte möchte Volvo in die Vergangenheit wischen. So ist es neben dem regulären S90 in Normal- und Langversion, eine in China überaus populäre Karosserievariante sämtlicher Mittel- und Oberklasselimousinen, auch die luxuriöse Excellence-Ausführung des S90, die in China für den weltweiten Export gefertigt wird.
Wahnsinnig neu ist dieser Schritt übrigens nur für uns Europäer. Schon seit dem vergangenen Jahr gibt es in den USA den Volvo S60 Inscription aus chinesischer Fertigung zu kaufen.
Zurück zum großen Bruder: Der S90 Excellence stellt die ultimative Schwedenlimousine dar. Dafür verliert er einen Sitzplatz, und zwar den des Beifahrers. Dafür kann sich der meist hinten rechts sitzende Chinesische Firmenchef (vielleicht lässt er Smartphones zusammenbauen?) im „Maybach des kleinen Mannes“ die Beine ausstrecken, im integrierten Tablet Medieninhalte nutzen oder seinen Aktienkurs checken und die Champagnerflasche aus dem eingebauten Kühlschrank fischen. Im Pekinger Stopp-and-Go-Verkehr bleibt das Plopp des Schaumweins auch das lauteste Geräusch im Auto, wenn der stets als T8 Twin Engine ausgelieferte S90 Excellence im Elektromodus seines Plug-in-Hybrid-Antriebs unterwegs ist.
Die Produktion des Volvo S90 in China ist ein weiterer Schritt zur engen Verzahnung von Volvo mit Geely. Die jüngst präsentierte Marke Lynk & Co (Vorstellung hier) nutzt schwedisches Design und soll im Rahmen eines neuen Vertriebsansatzes das Volvo-Netz für Wartungsarbeiten nutzen.
Im kommenden Jahr werden die ersten S90 „made in China“ auch deutschen Boden unter ihre Räder bekommen. In Schweden verbleibt nur die Fertigung einer kleinen Menge von S90-Limousinen (ca. 1.000 Exemplare pro Jahr), um Nachfrageentwicklungen in kleinen Automärkten zu bedienen. Der Kombi V90 wird weiterhin in Schweden gebaut.
Der Name Volvo stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „ich rolle“. Gut möglich, dass Volvo mit dem jetzt angekündigten Schritt einen Stein ins Rollen bringt. In ein paar Jahren werden wohl weniger Kunden ein Auto nach Herkunft kaufen, sondern sich auf das Markenversprechen stützen. Spanned, zu sehen, wie viele Menschen sich über diesen Schritt der Globalisierung aufregen und dann unwissend z.B. einen Audi Q5, gebaut in Mexiko, kaufen. Viel zu tun bleibt also nicht nur für die Qualitätssicherer vor Ort, sondern auch für die Marketingstrategen.
So, wie das die Hersteller von Smartphones und anderen Elektronikgeräten eben vormachen. Die natürlich fast alle, nicht nur mit Apple-Logo, in China gebaut werden.