Coronavirus-Auswirkungen Schieflage

UPDATE: Fabriken schließen, Händler klagen über leere Showrooms. Die Auswirkungen der Coronavirus-Krise für die Automobilindustrie mehren sich.

UPDATE: Dieser Artikel wurde jetzt mit aktuellen Informationen aktualisiert, der ursprüngliche Beitrag erschien am 14.03.2020

Das Jahr 2020 war schon von vornherein kein einfaches für die Automobilindustrie. Zur Vermeidung von Strafzahlungen wegen Überschreitung der EU-Flottenwerte zur CO2-Emission setzen die Hersteller auf Elektroautos und Plug-in-Hybride. Die aber stoßen bei vielen Kunden noch nicht auf die erwarteten Begeisterungsstürme. Nach Ansicht des Autors trägt hier das Marketing eine Mitschuld. Denn neben der (zumindest lokalen) Umweltfreundlichkeit hätte man viel früher den Fahrspaß, den ein drehmomentstarker Elektroantrieb bietet, als USP der neuen Modelle herausstellen sollen.

Stockender Anlauf beim VW Golf 8

Dazu kommen die Engpässe bei der Batterieproduktion und die ellenlangen Lieferzeiten bei gefragten Elektroautos. Immerhin hat Hyundai es geschafft, den Kona Elektro jetzt zusätzlich auch in Europa zu bauen, was die Stückzahl erhöht.

Branchenprimus VW hat mehrere Baustellen. Der ID.3 kommt, Medienberichten zufolge, mit großer Verzögerung. Die Software zur Steuerung der Fahrzeugfunktionen scheint nicht zu funktionieren. Wann genau die ersten Autos an Kunden gehen, und ob man doch mal Journalisten hinter das Steuer des neuen Hoffnungsträgers lässt, ist aktuell unklar.

Prima wäre es also, wenn der neue VW Golf 8 es richten könnte. Aber auch hier gibt es Software-Probleme. Wie das Handelsblatt berichtet, wurden nach Verzögerungen im Anlauf 2019 statt einst geplanter 100.000 Golf 8 nur 8.392 Autos der neuen Generation gebaut. Wichtige Volumenmodelle wie der 1.0 TSI-Basismotor fehlen weiterhin im Angebot.

Jetzt kommt, das ist allgemein bekannt, auch noch die vom Coronavirus und von ihm ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 dazu. Nach aktuellem Stand ist die Industrie in China am stärksten betroffen. Ein Insider vor Ort nennt die Zahl von 900.000 Autos, die in den letzten Monaten aufgrund der Fabrikschließungen nicht gebaut werden konnten.

VW, PSA und Renault machen Fabriken zu

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Die Anlaufprobleme rücken jetzt aber erst einmal in den Hintergrund. Wie die Automobilwoche berichtet, schließt Volkswagen am Freitag (20. März 2020) die meisten seiner Werke. Die genaue Dauer des Produktionsstopps ist noch nicht bekannt, dürfte aber nicht auf zwei Wochen beschränkt werden.

Auch die Mitbwerber bauen in naher Zukunft - zumindest in Europa - keine Autos mehr. Opel-Mutter PSA hat die vorübergehende Schließung aller Werke in Europa angekündigt. 15 Fabriken sind betroffen, darunter auch Opel in Rüsselsheim. Zusätzlich pausieren Motoren- und Komponentenwerke. Der Beschluss gilt vorerst bis 27. März 2020.

Seit Montag (16.03.2020) sind die Fabriken von Renault in Frankreich geschlossen. Vom Zwangsstopp in 12 Werken sind, einem Bericht der Automotive News Europe zufolge, 18.000 Mitarbeiter "betroffen". Auch hier gilt - vielen Angestellten dürfe die Situation entgegen kommen, da sie ihre Kinder betreuen und - je nach Alter - mit ihnen einen Ersatz-Unterricht bewältigen.

Werke von Lamborghini, Nissan und Seat schließen

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Jetzt kommt Europa hinzu. Lamborghini hat sein einziges Werk im Norden Italiens, dem am stärksten betroffenen Land in der EU (Stand 14.03.). Der Sportwagenhersteller hat die Schließung seiner Fabrik bis 25. März beschlossen.

Lamborghini-CEO Stefano Domenicali erklärt: „Das ist eine Entscheidung, motiviert durch soziale Verantwortung und geprägt von hoher Sensibilität gegenüber unseren Mitarbeitern.“ Ob die Zwangsferien länger als bis Ende März dauern, hängt von den Umständen ab. „Wir werden die Situation weiter genau beobachten, um schnell und mit der nötigen Flexibilität reagieren zu können und zusammen mit unseren Mitarbeitern zum richtigen Zeitpunkt mit Energie wieder voll durchzustarten.“

Auch aus Spanien werden Fabrikschließungen gemeldet. „Catalan News“ berichtet, dass nicht nur Nissan seine Produktion vor Ort aussetzt. Auch Seat stellt die Fertigung von Autos in Martorell bei Barcelona vorerst ein. Die Pressepräsentation für den neuen Hoffnungsträger Leon , die in der Heimat der Marke stattfinden sollte, wurde wie sämtliche Modellneuvorstellungen auch abgesagt.

Noch ist unklar, inwieweit die Grenzschließungen der Länder Tschechien und Slowakei auch den Transport von Fahrzeugen aus Fabriken von Skoda, VW, Jaguar Land Rover, Hyundai und Kia und PSA betrifft. Die Importpläne der chinesischen Start-ups Aiways und Byton werden aktuell auch neu umgerührt. Aiways hat den Start des Elektro-SUV U5 von April auf August 2020 verschoben.

Leere Showrooms bei den Händlern

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Eine größere Herausforderung für den Absatz und damit für das Einkommen der Händler ist das Fernbleiben der Kunden vor Ort. Ein Hyundai-Händler berichtet gegenüber AUTONOTIZEN von einem leeren Verkaufsraum, auch Werkstattkunden erscheinen nicht wie gewohnt. Laut „Automobilwoche“ bemerken schon 60 Prozent der Autohändler Umsatzrückgänge, in der Spitze um bis zu 90 Prozent.

Die Autostadt in Wolfsburg hat nicht nur die Schließung des Parks mit den Marken-Pavillons angekündigt, sondern setzt ab Montag, den 16. März auch die Auslieferung von Neuwagen aus. Kunden, die ihren VW oder Seat in Wolfsburg abholen wollten, erhalten das Auto beim Händler.

Der Kauf eines neuen Autos wird also von vielen Kunden womöglich verschoben. Viel dramatischer ist die aktuelle Situation für die Reisebranche, denn der entfallene Urlaub wird nicht im zweiten Halbjahr 2020 oder später zusätzlich gebucht. Zumal Arbeitnehmer dann Arbeitszeitkonten wieder auffüllen werden und Selbständige verlorene Aufträge nachzuarbeiten versuchen.

Video-Streaming zum Zeitvertreib

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Auch wenn Streamingdienste und andere Inhaltsanbieter, bedingt durch die Schüler und Familien zu Hause und Menschen in Quarantäne, von steigenden Nutzerzahlen sprechen dürfte auch hier irgendwann eine Sättigung eintreffen.

Offen gesagt ist auch für den wirtschaftlichen Erfolg von AUTONOTIZEN ein Schaden abzusehen. Unabhängig von weniger Möglichkeiten, neue Autos auf Präsentationen zu erfahren und von einer möglichen Reduzierung der News-Frequenz setze ich jedoch weiterhin darauf, möglichst viel qualitativ guten Content zum Thema Automobil zu servieren.

Wer also im Internet surft und Videos streamt, kann gerne auch weiterhin auf dieser Seite vorbeischauen und den YouTube-Kanal mit aktuell 289 Videobeiträgen (bald folgen weitere Filme!) zum Zeitvertreib und für die Gewinnung von Informationen nutzen.

In diesem Sinne: Bleibt gesund und trotz der Umstände auch das Lächeln nicht vergessen!

Im Video: Tag am Meer mit dem Mercedes-Benz Marco Polo

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Archiv