Steigt die Nachfrage nach Brennstoffzellenautos mit der Tankstellen?
53 Tankstellen sind aktuell in Deutschland (zumindest zeitweise) in Betrieb, bis Ende 2018 sollen 25 weitere hinzukommen. Eine noch immer überschaubare Zahl, bei der es nicht verwundert, dass eine Neueröffnung in Form eines Klassentreffens gefeiert wird.
Eine Shell-Station in der bayerischen Landeshauptstadt München ist neu am Netz, eine gemeinsam mit dem Gaslieferanten Linde errichtete Zapfsäule bedient sich vor Ort aus einem 400 Kilogramm fassenden Wasserstoffvorrat.
Damit sind im Großraum München immerhin vier Wasserstofftankstellen öffentlich zugänglich, den modernen Autobahnrasthof Fürholzen im Norden der Stadt mit eingerechnet. Zwei weitere sind geplant.
Die Carsharing-Flotte der Linde-Tochter BeeZero, die aus 50 Hyundai ix35 Fuel Cell bestand, wird nicht mehr zu den Kunden zählen. Der Betrieb ist mittlerweile eingestellt worden.
„Mobilitätsdienstleistungen zählen nicht zu unserem Kerngeschäft“, erklärt das Unternehmen den Schritt. Teile der Flotte sollen an den Ridesharing-Anbieter Clever Shuttle übernommen werden. Dort zählen auch Toyota Mirai zum Fahrzeugbestand.
Natürlich war der Japaner auch eines der Fahrzeuge, die der Eröffnung ihrer neuen Futterstelle beiwohnten. Mercedes hat einen der limitierten GLC F-Cell aus Stuttgart herbeigeschafft und ein örtlicher Hyundai-Händler konnte sogar einen Nexo-Vorführwagen ausstellen. Lokalmatador BMW fuhr mit einem zum Brennstoffzellenauto umgebauten Prototypen auf Basis des 5er GT vor.
Die Aufzählung der Brennstoffzellenautos, von denen aktuell nur der Toyota Mirai und der Hyundai Nexo von normalsterblichen Kunden zu kaufen sind (der Mercedes wird an Flottenkunden verleast), zeigt die aktuelle Situation der Technologie.
Es gibt, auch aufgrund der schnell steigenden Reichweiten bei batterieelektrischen Fahrzeugen, wenig Angebot im Markt. Das lässt den Ausbau einer Infrastruktur stocken. Ohne ein ausreichend großes Tankstellennetz lassen sich Kunden aber nicht zum Kauf eines Brennstoffzellenautos motivieren.
Gut möglich, dass Europas größter Autobauer VW Bewegung in die Sache bringt. Dort hat man die Arbeit an der Brennstoffzelle wieder aufgenommen und ist hierfür sogar eine Partnerschaft mit dem Konkurrenten Hyundai eingegangen.
Auch im Nutzfahrzeugbereich gibt es Potenzial für die Brennstoffzelle. Nicht nur bei schweren LKW wie den geplanten Modellen des Start-ups Nikola Motors, sondern auch bei Transportern für den Verteilerverkehr.
StreetScooter entwickelt Gerüchten zufolge aktuell ein Brennstoffzellenfahrzeug auf Basis des Mercedes Sprinter für den Einsatz bei DHL. Die Töchter der Deutschen Post könnten es sich aber auch einfacher machen. VW hat den vergleichbaren Crafter Fuel Cell als Studie bereits vorgestellt.
In München könnte man zukünftig vielleicht auch ab und zu ein Brennstoffzellen-Taxi sehen. Stephanie Jacobs, Umweltreferentin der Stadt München, erklärt im Gespräch mit AUTONOTIZEN, dass die Förderung für elektrische Taxis in Höhe von 20 Cent je „Fahrgastkilometer“ (also jeder gefahrene Kilometer mit eingeschaltetem Taxameter) künftig auch für Brennstoffzellenautos gilt.
Die Förderung für Taxis hat, neben Herstellerincentives, unter anderem eine Flotte von zehn Jaguar I-Pace in Hellelfenbein auf Münchens Straßen gebracht.
Im Video: Erstkontakt mit dem Hyundai Nexo